Pastorin Ulrike Fendler aus dem ostfriesischen Leer gehört bundesweit zu den dienstältesten Seelsorgerinnen im evangelischen Militärpfarramt. Sie erfährt, dass die Sicherheitslage die Truppe bewegt, weil die Bedrohungen konkreter geworden sind.
Leer (epd). Die veränderte Sicherheitslage hat nach den Worten der niedersächsischen Militärpfarrerin Ulrike Fendler auch Einfluss auf die Militärseelsorge. Zwar seien die Themen in Gesprächen mit Soldatinnen und Soldaten grundsätzlich gleichgeblieben, doch vieles habe sich einfach verschärft, sagte die Theologin dem Evangelischen Pressedienst (epd). «Die Bedrohungen sind konkreter, fassbarer. Das bewegt die Menschen.» Die 66-jährige Pastorin arbeitet seit 2014 als evangelische Militärpfarrerin in der Evenburg-Kaserne im ostfriesischen Leer.
«Es gibt keinen Tag, wo ich nicht zumindest ein Seelsorgegespräch habe», sagte Fendler. Dabei gehe es unter anderem um Probleme in der Familie und mit Vorgesetzten, um Versetzungsanliegen sowie Gedanken rund um einen Einsatz etwa im Ausland. «Dann schauen wir gemeinsam, wo eine Stärkung nötig und möglich ist.» Sie biete in der Regel keine Lösung an, sondern unterstütze dabei, eigene Wege aus einer Krise oder einem Problem zu entwickeln. Viele wünschten sich auch einen Segen für das, was vor ihnen liege oder ganz praktische Unterstützung etwa bei der Organisation von mehr Kinderbetreuung, wenn ein Auslandseinsatz anliege.
Um ihre Gesprächsbereitschaft zu signalisieren, stehe ihre Tür fast immer offen, betonte die Seelsorgerin, die am 12. Dezember in den Ruhestand verabschiedet wird. «Und ich gehe ständig durch die Kaserne, mit ausgefahrenen Antennen. Dafür nehme ich mir Zeit und habe sie auch, weil es viele bürokratische Dinge, die ich im Gemeindepfarramt machen müsste, bei mir nicht gibt. Hier bin ich freigestellt für die Menschen», bilanzierte Fendler ihre Arbeit in der Kaserne.
Sie habe Freiheiten, die in ihrem Dienst wichtig seien. «Das sind Säulen des Vertrauens der Soldatinnen und Soldaten zur Militärseelsorge.» Natürlich müsse sie sich an die Regeln in der Bundeswehr halten. «Ich sehe mich aber auch als kritisches Gegenüber innerhalb und für die Truppe.» Sie persönlich komme mit der hierarchischen Struktur in der Bundeswehr gut klar: «Ich mag klare Ansagen.»
in der Evenburg-Kaserne ist das Kommando Schnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst «Ostfriesland» stationiert, zu dem 800 Soldatinnen und Soldaten gehören, die oft Auslandseinsätze absolvieren. Die Truppe ist darauf spezialisiert, in kurzer Zeit eine sanitätsdienstliche Versorgung aufzubauen. So kann innerhalb von 72 Stunden ein Rettungszentrum komplett mit OP, Labor und Röntgengerät errichtet werden - «jederzeit und weltweit», wie der Leitspruch des Kommandos lautet. In Deutschland gibt es rund 100 evangelische Militärpfarrerinnen und -pfarrer.