Trotz anhaltender Minusgrade finden in den größeren Städten in Niedersachsen und in Bremen Wohnungslose derzeit noch Platz in den Unterkünften. Doch die Zahl der Menschen ohne Obdach steigt.
Hannover/Bremen/Braunschweig (epd). Mit den Minusgraden verschärft sich auch die Lage der Obdachlosen. In Hannover leben nach Auskunft der Stadt derzeit rund 1.120 Menschen in städtischen Unterkünften. "Damit sind die Plätze nahezu ausgelastet", sagte ein Sprecher am Freitag. Andernorts melden die Städte noch freie Plätze in den Unterkünften, wie eine epd-Umfrage ergab. Die Einrichtungen in Bremen und in Braunschweig sind demnach zu rund 80 Prozent belegt. In Braunschweig haben derzeit rund 230 Menschen Quartier gefunden.
"Die Stadt sorgt dafür, dass jeder, der obdachlos wird, ein Obdach erhält", sagte eine Braunschweiger Sprecherin. Dies sei ihr gesetzlicher Auftrag. In Osnabrück ist den Angaben zufolge noch jeder zweite der 50 Plätze in der städtischen Unterkunft frei. Aus Oldenburg hieß es vonseiten der Diakonie: "Wir rechnen zwar damit, dass mit der Kälte noch mehr Leute kommen, aber wir haben keine Kapazitätsprobleme."
Vor allem die großen Städte wie Hannover und Bremen verzeichnen zugleich seit Jahren steigende Zahlen von Wohnungslosen. In Bremen sind die Unterbringungszahlen seit 2010 ständig gestiegen, von etwa 1.100 wohnungslosen Menschen auf rund 1.500 wohnungslose Frauen und Männer im Jahr 2015. In der niedersächsischen Landeshauptstadt leben nach Schätzungen der Diakonie derzeit rund 3.000 Wohnungslose. Dabei mache sich nicht allein der zunehmende Mangel an bezahlbarem Wohnraum bemerkbar, sagte der hannoversche Diakoniepastor Rainer Müller-Brandes. In Hannover strandeten auch immer mehr Menschen aus Osteuropa. "Sie kommen mit Hoffnungen, die sich nicht erfüllen."
In der kalten Jahreszeit halten die Kommunen vielfach zusätzliche Notschlafplätze bereit. Auch Hilfswerke wie die Diakonie und die Caritas betreiben Unterkünfte. Tagsüber können sich die Menschen in Essensausgaben oder Tagestreffs aufwärmen. Viele übernachteten zudem bei wechselnden Bekannten, berichtete der Oldenburger Diakonie-Sozialarbeiter Dennis Haase. In Hannover nächtigen nach Beobachtung von Diakoniepastor Müller-Brandes trotz allem zeitweise rund 300 Menschen unter Brücken, Unterführungen oder in Kleingärten. Im Winter seien es weniger, sagte Müller Brandes, doch: "Es ist eine Verelendung zu beobachten."
In Bremen gibt es zusätzlich zu den Notunterkünften der Inneren Mission noch Pensionen und Schlichthotels, die deutlich weniger kosten als die pädagogisch betreuten Plätze der Diakonie. In den Billigquartieren wurden nach einer Senatsvorlage alleine im November vergangenen Jahres zwei Drittel der Wohnungslosen untergebracht. Derzeit leben 62 Menschen in den Notunterkünften. Dazu kommen knapp 390 in den Hotels und Pensionen.
Um Wohnungslosen Wärme zu bieten, engagieren sich auch Verkehrsbetriebe. So hat die Üstra in Hannover erneut ihre zentrale U-Bahn-Station am Stadtmittelpunkt Kröpcke rund um die Uhr geöffnet. Dort suchten regelmäßig etwa ein Dutzend Menschen Unterschlupf, sagte Üstra-Sprecher Udo Iwannek. In Bremen dürfen sich wohnungslose Menschen bis Ende Februar bei anhaltender Kälte kostenlos in Bremer Bussen und Straßenbahnen aufwärmen. Hunde könnten angeleint mitgenommen werden, sagte der Sprecher der Bremer Straßenbahn AG (BSAG), Jens-Christian Meyer.