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Die Synode der Landeskirche Schauburg-Lippe hat in einer Entschließung Versagen im Umgang mit sexualisierter Gewalt eingeräumt. Gerade eine so überschaubare Landeskirche müsse darauf achten, dass Vertrautheit nicht zu Täterschutz führe.

 

Bückeburg (epd). Die Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe, hat sich in Bückeburg zu tiefgreifenden Fehlern im Umgang mit sexualisierter Gewalt in ihrer Kirche bekannt. Mit Blick auf die im Januar vorgestellte ForuM-Studie, die Ausmaß und Strukturen des Missbrauchs für die gesamte Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) beleuchtet, heiß es in der am Sonnabend einstimmig verabschiedeten Entschließung, die Studie stelle «deutlich systemisches Versagen» heraus. «Sie benennt Verantwortungsdiffusion, familienähnliche Strukturen, die Übergriffe erleichtern, und eine Tendenz zur Vergebung, die ausschließlich die Täter:innen im Blick hat». Unreflektierte schnelle Entschuldigungen gegenüber Betroffenen wirkten angesichts dieser Erkenntnisse «unpassend und unangemessen».

Die Präsidenten der Landessynode, Daniela Röhler, sagte: «Dass die Art, wie wir als Kirche agieren, solches Leid ermöglicht, ist verheerend für jeden Betroffenen und lässt mich als Vertreterin unserer Kirche zutiefst bekümmern». Das eigene Versagen zu verinnerlichen und anzuerkennen, seien die ersten Schritte für eine tiefgreifende Veränderung.

Zudem gehe es darum, an der eigenen Haltung zu arbeiten. «Reaktionen wie 'Das gibt es bei uns nicht' oder 'Wir kennen uns doch' sind ein Einfallstor für Täter:innen und ihre manipulativen Strategien», heißt es in der Entschließung. Gerade in einer überschaubaren Landeskirche wie der schaumburg-lippischen müsse aufmerksam daran gearbeitet werden, dass Vertrautheit nicht dazu führe, Täter zu schützen.

Pastorin Alexandra Eimterbäumer, Ansprechperson für Betroffene sexualisierter Gewalt in der Landeskirche, betonte, die ForuM-Studie zeige Versäumnisse in allen Bereichen von Prävention und Intervention über Anerkennung bis hin zur Aufarbeitung. Man sei zwar «erste Schritte gegangen», jedoch stünden noch «große Aufgaben» wie Präventionsschulungen, Erstellung von Schutzkonzepten oder eine Überarbeitung der Aktenführung an. Es gehe darum, eine klare Haltung einzuüben, um in Gemeinden bestmöglichen Schutz vor sexualisierter Gewalt zu schaffen.

Zum Auftrakt der Synode am Freitag hatte der stellvertretende Landesbischof, Burkhard Peter, mit Blick auf die letzte Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der EKD dazu ermutigt, sich trotz sinkender Mitgliedszahl um die Weitergabe des christlichen Glaubens zu bemühen. «Wir sind schon aufgebrochen, das Evangelium von Gottes Liebe in Jesus Christus neu einzuüben im säkularen Kontext», sagte Peter in seinem Bericht vor dem Kirchenparlament. Auch künftig gelte es, «das Gute, das uns anvertraut ist, in vertrauten und auch in neuen Formaten zu pflegen».

Peter ist einer von zwei Superintendenten der Landeskirche Schaumburg-Lippe. Er führt die Geschäfte des Landesbischofs, seitdem Landesbischof Karl-Hinrich Manzke im Februar in den Ruhestand verabschiedet wurde. Dessen Nachfolger Oliver Schuegraf wird am 25. Mai in das Bischofsamt eingeführt.