Jedes der drei Fenster – Schöpfung, Erlösung, Heiligung – wird von einem warmen Rot durchströmt. Alle drei Bewegungen Gottes tragen also die Farbe des Heiligen Geistes. Er, genauer sie – die „Ruach“ ist auf Hebräisch weiblich – ist die Seite Gottes, die sich Menschen in Begegnung und Miteinander zuwendet. In der „Heiligung“ in Blexen, von Gerhard Olbrich 1969 geschaffen, wird dieser Aspekt zu Pfingsten durch die vielen Menschen verdeutlicht.
Ganz oben eine Taube im Sturzflug – wie über der „Schöpfung“ eine segnende Hand – und über der „Erlösung“ der Auferstandene. Unter der Taube steht eine gerade Reihe von fünf Menschen mit dem Gesicht zur betrachtenden Gemeinde. Weiter unten versammelt sich eine lockere Gruppe von sechs Menschen, die die kleine Gemeinschaft rund machen und öffnen. Sie halten nach der Mitte Ausschau, ja, weisen einander darauf hin.
Wer aber könnte dieser Mensch da in der Mitte sein? Jesus? Dürfte nach Himmelfahrt nicht mehr sichtbar sein! Eine Verkörperung des Heiligen Geistes? Das ist bereits die Taube! Sollte es etwa der Pastor oder die Pastorin sein? Doch weder Talar noch andere Kennzeichen deuten darauf hin. Jedenfalls breitet diese Person weit die Arme aus – nicht ganz so weit wie der Gekreuzigte und Auferstandene im Fenster „Erlösung“, aber doch, ähnlich wie er: freimütig und einladend. Aufrecht, ja, begeistert scheint da jemand zu sprechen.
Diese Person steht für das Verkündigen, das Weitersagen des Evangeliums unter den Menschen. Diese Aufgabe hat eben nicht nur das Pfarramt. Die zwölf Gesichter erinnern an den Jüngerkreis und öffnen ihn doch zur Gemeinde. Die Zahl zwölf steht für die Gesamtheit und die Vollständigkeit des Volkes Gottes – und was wäre die ohne das Kind in der Mitte? Darum sind auch beide Kirchen von Blexen, die uralte und die moderne, mit abgebildet.
In der Mitte spricht jemand, der vom Glauben weitersagt. Gut, dass er nicht genauer dargestellt ist! Dieser eine Mensch steht da für dich und mich, für jede und jeden Einzelnen. Denn wir sind gemeinsam gefragt, aus einer stummen Mitgliederkartei eine sprechende Gemeinde werden zu lassen.
Ein Beitrag von Bischof Jan Janssen, Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg