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Der NDR sendet auch in diesem Jahr über Kurzwelle seine traditionelle Weihnachtssendung für Seeleute auf den Weltmeeren. Das Format existiert seit 72 Jahren - und wurde ursprünglich in Norddeich ausgestrahlt.

Hamburg/Norddeich (epd). Viele Seeleute verbringen Weihnachten fernab der Familie. Wie groß muss da die Freude sein, wenn sie ein Gruß aus dem Kreise ihrer Liebsten erreicht. Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) macht das möglich, indem er auch in diesem Jahr die Traditionssendung «Gruß an Bord» weit hinaus in die Welt überträgt. Aufgezeichnet wird die Sendung am 14. Dezember ab 16 Uhr im Hamburger Seemannsclub «Duckdalben». Zu hören ist sie am Heiligabend ab 20 Uhr auf NDR Info und NDR Info Spezial sowie ab 19 Uhr über eigens zu diesem Zweck angemietete Kurzwellen-Frequenzen - damit Seeleute sie auch in weit entfernten Winkeln der Erde hören können.

Die Radiosendung verbindet weihnachtliche Grüße für Seeleute weltweit mit unterschiedlichen Perspektiven auf die Seefahrt. In diesem Jahr moderiert erstmals Susanne Stichler, bekannt aus den abendlichen NDR Info-Fernsehnachrichten, die Sendung. Der «Gruß an Bord» widme sich auch der Frage, wie die Familien der Seeleute mit den monatelangen Abwesenheiten ihrer Liebsten leben, sagt sie. Das Radioformat gibt es seit mittlerweile 72 Jahren. 1953 ging die Sendung erstmals in den Äther - damals noch über «Norddeich Radio», eine Seefunkstation in Ostfriesland.

«Wenn heute in den Medien von Lieferketten und globalem Handel die Rede ist, sind es Seeleute, die die Ketten quasi in der Hand halten», sagt Jörn Hille, Leiter der Seemannsmission Hamburg. Etwa 90 Prozent des Handels gingen heutzutage über das Meer.

Der «Gruß an Bord» sei für Seeleute «eine Art akustischer Anker», der sie mit ihrem Zuhause verbinde, sagt Hille. Mit der Sendung komme «etwas Heimeligkeit über das Meer an Bord zu denen, die sonst eher stille Helden sind und die wenig im Lichterglanze stehen». Dass es Seeleute sind, die einen Großteil der Waren transportieren, betont auch Hamburgs Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD): «Ohne die Schifffahrt würde es unter den meisten Weihnachtsbäumen recht leer aussehen, weil viele Waren gar nicht hierher kämen.» Die Arbeit der Seeleute sei «bedeutsam für unser tägliches Leben und wird dennoch selten gesehen», meint Leonhard. Der «Gruß an Bord» bilde auch einen Anlass zu sagen: «Wir sehen Euch, und wir denken an Euch.» Leonhard will bei der Aufzeichnung mit dabei sein.

Die Hamburger evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs hat ebenfalls ihr Kommen zugesagt. Auch sie erinnert an die Leistungen der Seeleute für die Gesellschaft: «Diese Menschen sorgen dafür, dass wir hier in den Laden um die Ecke gehen können, um Lebensmittel und andere Dinge einzukaufen.» Fehrs nennt die Adventszeit «eine Zeit voller Sehnsucht nach Frieden, Heimat und Familie». Seeleute seien häufig weit von ihren Angehörigen entfernt und hätten nur begrenzt Kontaktmöglichkeiten zu ihren Lieben, weshalb diese Zeit für sie «besonders hart» sei. «Zudem spüren sie an Bord unmittelbar, wie stürmisch die aktuelle Weltlage ist. Sie fahren in Krisengebiete, sind also auch Gefahren ausgesetzt, und sie kommen oftmals aus Ländern, die von Kriegen, Konflikten oder Klimakatastrophen gebeutelt sind», gibt Fehrs zu bedenken. «All das macht sich in diesen Tagen bemerkbar und drückt auf die Stimmung an Bord.»

Die Bischöfin wünscht Seeleuten, die Weihnachten nicht bei ihren Familien sein können, «trotz allem ein paar besinnliche Stunden». Konkret sagt sie: «Dass sie gemeinsam mit ihrer Crew essen, singen, beten und vielleicht sogar ein paar Geschenke auspacken oder private Post lesen können.» Viele Seeleute seien sehr gläubige Menschen, betont Fehrs. «Und so wünsche ich ihnen inmitten aller Sehnsucht den Segen Gottes. Dass sie behütet sein mögen auf ihrer Reise und dass der tiefe Frieden der Heiligen Nacht ihre Herzen erreicht.»