Hanns-Lilje-Stiftung vergibt „Hanns-Lilje-Stiftungspreis Freiheit und Verantwortung“ (20.000 Euro) an Oldenburger Arbeitskreis „Koloniale Kontinuitäten“, Dr. Nicole Kunkel (Berlin) und Professorin Dr. Lisanne Teuchert (Erlangen)
Der Oldenburger Arbeitskreis „Koloniale Kontinuitäten“ und die Berliner Theologin Dr. Nicole Kunkel sowie die Erlanger Theologin Professorin Dr. Lisanne Teuchert sind am Montag, 12. Mai, mit dem „Hanns-Lilje-Stiftungspreis Freiheit und Verantwortung“ ausgezeichnet worden. Sie teilen sich den mit 20.000 Euro dotierten Preis für herausragende wissenschaftliche Qualifikationsarbeiten und wirkungsvolle Initiativen zum Thema „Die Zukunft von Politik und Gesellschaft“.
Mehr als 150 Gäste haben am Montag in der hannoverschen Neustädter Kirche die Preisträgerinnen und Preisträger des „Hanns-Lilje-Stiftungspreises Freiheit und Verantwortung 2025“ gefeiert. Die Auszeichnung wird seit 2010 von der hannoverschen Hanns-Lilje-Stiftung verliehen. Mit 20.000 Euro gehört sie zu den höchst dotierten Preisen, die von kirchlichen Stiftungen an Nachwuchswissenschaftler/innen, Projekte und Initiativen vergeben werden.
Der Hanns-Lilje-Stiftungspreis war zum Themenfeld „Die Zukunft von Politik und Gesellschaft“ ausgeschrieben. Besonderes Interesse galt zukunftsorientierten Themen und Lösungsansätzen, in denen Kirche und Theologie mit anderen Bereichen gesellschaftlichen Lebens zusammengebracht werden.
In der Kategorie Initiativpreis ging der Preis an den Oldenburger Arbeitskreis „Koloniale Kontinuitäten“ für dessen herausragende und beispielhafte Arbeit.
Oldenburger Arbeitskreis „Koloniale Kontinuitäten“
Der Oldenburger Arbeitskreis „Koloniale Kontinuitäten“ verantwortet kritische Veranstaltungen zur Gegenwart kolonialen Denkens und Handelns. Zentral sind dabei auch die Verflechtungen und Kontinuitäten, die sich aus dem Kolonialismus mit seinen Nachwirkungen aus Machtstrukturen und Rassismus bis heute ergeben. Es begleitet uns die Zielsetzung, wie man kolonialen Kontinuitäten besser reflektieren und eine Zukunft antizipieren kann, die weniger von den Nachwirkungen des Kolonialismus beeinflusst ist. Er besteht aus eine, breiten Spektrum an Professionen, Sichtweisen und Kontakten (Kirchliche Arbeitsfelder, Kunst und Kultur, Wissenschaft und Aktivismus), die es ermöglichen, transdisziplinär zu arbeiten. Die Veranstaltungsreihe versteht sich auch als theologisches „Labor“, in dem über Fragen von Macht, Freiheit, Gerechtigkeit und Fragen einer postkolonial-ökologischen Theologie nachgedacht wird.
Kategorie „Wissenschaftspreis“
In der Kategorie „Wissenschaftspreis“ teilen sich den Preis Dr. Nicole Kunkel und Professorin Dr. Lisanne Teuchert. Dr. Nicole Kunkel nahm die Auszeichnung für ihre hervorragende Dissertation „An ethical evaluation of lethal functions in autoregulative weapons systems“, Eugene (Oregon) 2024, entgegen. Professorin Dr. Lisanne Teuchert erhielt die Auszeichnung für ihre exzellente Habilitation „Die Wiederkehr der Rache. Emotionen, Überzeugungen und Praktiken aus theologischer Perspektive“, Berlin / Boston 2024.
Verliehen wurden die Auszeichnungen durch den Vorsitzenden des Kuratoriums der Hanns-Lilje-Stiftung Prof. Dr. Volker Kirchberg und den Geschäftsführer Prof. Dr. Christoph Dahling-Sander im Rahmen des Hanns-Lilje-Forums, bei dem der Präsident des Thüringer Landesamtes für Verfassungsschutz Stephan Kramer einen Vortrag zu „Ideologie der Ungleichwertigkeit? Perspektiven für eine solidarische Gesellschaft“ hielt. (https://kurzlinks.de/3j1m)
Prof. Dr. Dahling-Sander, Geschäftsführer der Hanns-Lilje-Stiftung würdigt: „Die Preisträgerinnen und Preisträger tragen dazu bei, interdisziplinär und im Dialog von zivilgesellschaftlichen Akteurinnen, Akteuren, Kirche und Theologie die Zukunft von Politik und Gesellschaft zu gestalten. Alle drei bieten auf einem bestechenden Niveau fundamentale und sehr konkrete Beiträge zu im weiteren Sinne friedensethischen Herausforderungen.
Dr. Kunkel entwickelt inmitten von Kriegen und des Einsatzes von KI-gesteuerten Waffen einen ethischen Kompass im Blick auf autoregulative Waffensysteme. Prof. Dr. Teuchert trägt mit ihrer Habilitation ‚Die Wiederkehr der Rache‘ dazu bei, Motive gesellschaftlicher Spaltungen zu verstehen und zu überwinden. Der Oldenburger Arbeitskreis ‚Koloniale Kontinuitäten‘ ist schließlich ein brillantes Beispiel dafür, wie gesellschaftliche Veränderungen durch Analysen und gemeinsames Handeln vor Ort konkret und wirkungsvoll vorangebracht werden können.“
Der „Hanns-Lilje-Stiftungspreis Freiheit und Verantwortung“ wird seit 2010 alle zwei Jahre zu wechselnden Themenschwerpunkten verliehen. Ziel der Hanns-Lilje-Stiftung ist es, den interdisziplinären Dialog von Kirche und Theologie mit anderen gesellschaftlichen Bereichen zu fördern und zukunftsorientierte Debatten anzuregen. Eine siebenköpfige Jury aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen wählte die Preisträger aus.
Mehr zu den Preisträgern unter:
Wissenschaftspreis
Initiativpreis
Die Hanns-Lilje-Stiftung
Die Hanns-Lilje-Stiftung gehört zu den größten fördernden kirchlichen Stiftungen in Deutschland. Ziel der Stiftung ist es, den Dialog von Kirche und Theologie mit Politik und Gesellschaft, Wissenschaft, Technik und Wirtschaft sowie Kunst und Kultur zu fördern.
Weitere Informationen unter: www.lilje-stiftung.de
Weitere Informationen zum Oldenburger Arbeitskreis „Koloniale Kontinuitäten“
Die Veranstaltungsreihe des Arbeitskreises „Koloniale Kontinuitäten“ wird organisiert von:
- Marcel Hackler (Referat Bildung der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg)
- Katharina Hoffmann (Aktivistin und Historikerin/Institut für Geschichte, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg/Seebrücke Oldenburg)
- Heike Jakubeit (Norddeutsche Mission)
- Wolfgang Bruch und Jonas Fittje (Cine k Oldenburg und Medienbüro Oldenburg e.V.)
- Marius Blümel (Referent Brot für die Welt, Ev.-ref. Kirche und Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg)
- Dominik Gautier (Institut für Evangelische Theologie und Religionspädagogik, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg)
- Saskia Benthack (Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg)
- Soniya Alkis (Europa-Universität Flensburg)
Die Veranstaltungsreihe besteht nun bereits seit drei Jahren und widmet sich den kolonialen Verflechtungen mit wechselnden, vertiefenden Schwerpunkten. Ein Einblick:
- Kunst und Kolonialismus (Sommer 2024)
- Erinnerungskultur aus namibischen Perspektiven – Wir hören zu (Sommer 2024)
- Genuss und Gewalt (Kolonialwaren Kaffee und Tee) (Herbst 2024)
- Kirche und Kolonialismus (Winter 2024/25)
- Kolonialismus und Umweltrassismus (Frühjahr 2025)
- Kirche und Kolonialismus (Sommer 2025)
- Kolonialismus, Tiere, Pflanzen und Landschaften (Herbst 2025)