Schlicht und persönlich
Spontane Hochzeiten sind heutzutage längst keine Seltenheit mehr. Und selbst spontane Taufen gibt es mittlerweile – wie demnächst die „Taufe to go“ in Oldenburg.
Ein Beitrag von Sven Kriszio, Evangelische Zeitung.
Kreispfarrer Torsten Maes staunt selbst, wie viele Menschen die Gelegenheit zur spontanen Taufe nutzen. „Jedes Jahr waren es immer rund 20 Täuflinge“, sagt der Kreispfarrer aus Oldenburg. „Sogar aus dem Harz kam einer.“ Am kommenden Sonnabend, 20. September, soll die „Taufe to go“ deswegen erneut von 11 bis 14 Uhr stattfinden. „Bestimmt kommen wieder so viele. Darauf freue ich mich schon.“
Seit vier Jahren gibt es das ungewöhnliche Taufangebot in der Oldenburger St. Lamberti-Kirche. „Erst war ich skeptisch“, erzählt der Theologe. Es gehe schließlich um das Heils- und Segensversprechen Gottes. „Das ist eine ernst zu nehmende Angelegenheit. Wir haben deswegen lange über die ‚Taufe to go‘ diskutiert.“ Denn die kirchliche Praxis sei eine andere. Doch am Ende habe die Einsicht überwogen, dass sich die Gesellschaft verändere und sich die Kirche mit einem niedrigschwelligen Tauf-Angebot darauf einstellen müsse.
Die „Taufe to go“ ist so unkompliziert wie möglich gehalten. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Taufwillige müssen lediglich einen gültigen Personalausweis dabeihaben und eidesstattlich versichern, dass sie noch nicht getauft sind. Eine Geburtsurkunde oder ein Stammbuch tragen laut Einladung zu einer besseren Dokumentation bei, sind jedoch keine Voraussetzung für die Taufe. Bei Kindern müssen die Sorgeberechtigten anwesend sein. Die Patinnen und Paten sollten einen Patenschein der jeweiligen Heimatgemeinde mitbringen, sofern sie Kirchenmitglieder sind.
Schlicht und persönlich
Mit diesen minimalen Anforderungen richtet sich die „Taufe to go“ vor allem an Menschen, die sich eine schlichte und persönliche Taufe wünschen. Unumgänglich ist allerdings ein kurzes Gespräch vor dem Beginn der Sakramentsfeier.
„Wir horchen, was hinter der Entscheidung steckt und wie ernst es der Täufling meint“, erklärt Maes. „Der Wunsch soll klar formuliert werden.“ Die theologische Bedeutung der Taufe sei ebenfalls Thema des Gesprächs zwischen Täufling und den beteiligten Pastorinnen und Pastoren. „Mich hat jedes Mal fasziniert, mit welcher Ernsthaftigkeit sich die Menschen taufen lassen wollen und wie dankbar sie hinterher sind.“
Wie schon in den Vorjahren sollen drei Taufdurchgänge gefeiert werden. „Wir beginnen den Gottesdienst in großer Runde und teilen uns dann auf“, beschreibt Maes die Zeremonie. Die eigentliche Taufe erfolgt dann an einer der vier Stationen, die auf den Kirchenraum verteilt sind. Für die musikalische Gestaltung sorgt Jonas Mosebach. Im Anschluss sind alle Teilnehmenden zu Kaffee, Tee, Wasser und Kuchen eingeladen.
Spontaneität sei erstaunlicherweise nur in rund einem Viertel der Fälle Beweggrund für die Taufe, erzählt Maes. Viel häufiger seien andere Gründe ausschlaggebend. „Wir haben gemerkt, dass manche Täuflinge eine große Familienfeier vermeiden wollen.“