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Hannover (epd). Die geplante Pflegekammer für Niedersachsen rückt einen weiteren Schritt näher. Am Montag hat in Hannover der Errichtungsausschuss für die berufsständige Vertretung der Pflegekräfte seine Arbeit aufgenommen. In den kommenden zwölf Monaten solle der Ausschuss die rechtlichen und organisatorischen Grundlagen schaffen, wie das Sozialministerium mitteilte. Der bundesweit dritten Pflegekammer, die lange umstritten war, sollen alle rund 70.000 examinierten Pflegekräfte im Land verpflichtend angehören.

Der Landtag hatte im Dezember mit den Stimmen der rot-grünen Regierungskoalition die Gründung der Pflegekammer beschlossen. Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD) sieht darin ein Mittel gegen den Fachkräftemangel in der Pflege. Die Kammer gebe den Pflegefachkräften eine einheitliche und starke Stimme, sagte sie am Montag.

Die Einrichtung des Gremiums stößt allerdings bei CDU und FDP ebenso auf Kritik wie bei Arbeitgebern, Gewerkschaften und Sozialverbänden. Die Kritiker befürchten unter anderem eine zunehmende Bürokratie.

Der niedersächsische Errichtungsausschuss unter dem Vorsitz der Kinderkrankenschwester Katrin Havers besteht den Angaben zufolge aus insgesamt 20 Fachkräften der Altenpflege, der Krankenpflege und der Kinderkrankenpflege. «Über die Pflegekammer wird sich die größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen endlich wirksam in die Entscheidungsprozesse der Pflegeberufe- und Gesundheitspolitik einbringen können», sagte Havers.

Die pflegepolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, Filiz Polat, würdigte Arbeit des Ausschusses. «Es ist eine Mammutaufgabe, erstmals alle circa 70.000 Pflegekräfte in Niedersachsen innerhalb von nur zwölf Monaten vollständig zu erfassen und ein geordnetes Wahlverfahren in die Wege zu leiten.» Der SPD-Gesundheitsexperte Uwe Schwarz forderte eine generelle höhere gesellschaftliche Anerkennung für die Pflegeberufe. Die tarifliche Bezahlung müsse zur Selbstverständlichkeit werden.

Als erstes Bundesland hatte Rheinland-Pfalz vor zwei Jahren die Gründung einer Pflegekammer beschlossen. 2015 folgte Schleswig-Holstein. Während des Deutschen Pflegetages in der vergangenen Woche in Berlin war nach Veranstalterangaben mehrfach die Forderung auch nach einer Bundespflegekammer als Selbstvertretung für die rund 1,2 Millionen Pflegefachkräfte in Deutschland laut geworden.