Bramsche/Kr. Osnabrück (epd). Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) hat dem Wunsch der Stadt Bramsche nach einer weiteren Reduzierung der Belegung im dortigen Flüchtlingslager eine Absage erteilt. Immerhin habe das Land durch neue Notunterkünfte die noch vor zwei Monaten herrschenden unhaltbaren Zustände mit mehr als 4.000 Menschen verbessert, sagte Pistorius am Donnerstagabend bei einer außerordentlichen Sitzung des Stadtrates in Bramsche. Derzeit seien in dem Erstaufnahmelager nur noch etwa 2.500 Menschen untergebracht.
Die Unterkunft war ursprünglich für 700 Menschen konzipiert. Noch immer kämen täglich 1.000 Flüchtlinge allein nach Niedersachsen. Da könne es keine Entspannung der Lage geben. Diese Situation zu bewältigen, sei eine der größten Herausforderungen der vergangenen 25 Jahre, betonte der Innenminister. Mit der Überbelegung stehe Bramsche nicht alleine da: «In keiner Erstaufnahme-Einrichtung in Deutschland sieht es derzeit anders aus.»
Die Leiterin der Landesaufnahmebehörde, Susanne Graf, kündigte an, es werde demnächst eine Unterkunft eröffnet, die ausschließlich für alleinreisende Frauen mit und ohne Kinder vorgesehen sei. In Dassel im Solling werde dafür derzeit ein CVJM-Jugendheim hergerichtet.
Alleinreisende Frauen seien in Erstaufnahmestellen und Notunterkünften immer wieder sexuellen Belästigungen ausgesetzt. Die Situation sei vor allem dann schwierig, wenn etwa die sanitären Anlagen außerhalb der Schlaf-Gebäude lägen, berichtete der Leiter des Lagers in Bramsche, Klaus Dierker.
Der Rat in Bramsche hatte in einer gemeinsamen Erklärung gefordert, die Zahlen weiter zurückzuschrauben und mehr Personal zur Betreuung der Flüchtlinge einzustellen. Die Situation sei verbessert, aber noch nicht zufriedenstellend. Zudem verlangten die Politiker vom Land eine durchgehende Polizeipräsenz auf dem Gelände, die Einstellung eines Ehrenamtskoordinators sowie mehr Kooperationsbereitschaft und Offenheit. «Es ist für uns unerträglich, um die prekären Verhältnisse zu wissen und nichts tun zu können.»