Musik geht unter die Haut. Musik rührt das Herz. Musik kommt bei allen Menschen an. Keine ganz neue Weisheit, die aber in der oldenburgischen Kirche jetzt neue Bedeutung gefunden hat. Als erste Landeskirche in der Republik überhaupt hat sich die oldenburgische Kirche dazu entschlossen, moderne Musikeinflüsse stärker in die Kirchengemeinden einfließen zu lassen.
Bertram Althausen, Kreispfarrer im Kirchenkreis Delmenhorst/Oldenburg-Land, und Landeskirchenmusikdirektorin Beate Besser stellten jetzt Karola Schmelz-Höpfner als erste Pop-Kantorin im Kirchenkreis vor. Ich freue mich, ein neues Aufgabengebiet gefunden zu haben, sagte die 29-jährige diplomierte Instrumental-Pädagogin. Sie ist in Ganderkesee aufgewachsen und lebt dort mit ihrer Familie. Bislang arbeitete Karola Schmelz-Höpfner freiberuflich. Eine Zeit, in der sie viele Erfahrung sammeln, aber auch Wissen um den Einfluss von Musik und die Wirkung auf den Menschen einbringen konnte.
Sie leitet die Chöre West Voices in Bremen und Chorisma in Stuhr. Chöre, die mit modernem Programm zu überzeugen wissen. Das kommt nicht von ungefähr, denn Karola Schmelz-Höpfner spielte schon in Jugendjahren in verschiedenen Bands mit. Einflüsse, die sie prägten und die sie nun in ihre neue Aufgabe einbringen möchte.
Als Aufgabe sieht es die Pop-Kantorin zunächst an, sich in den Einrichtungen im Kirchenkreis vorzustellen, einen Überblick über den Leistungsstandard zu erhalten und erste Ansatzpunkte auszuloten, um das neue Aufgabenfeld abzustecken. Beispiele sind neue Chorprojekte für Jugendliche und Erwachsene, Konfi-Bands, Musik im Kindergarten und andere Veranstaltungen. Sie sollen am Ende die Popularmusik mehr in die Kirchenarbeit einbinden und damit auch mehr Menschen erreichen.
Landeskirchenmusikdirektorin Beate Besser: Der Blick ist vorwärts gerichtet. Mit der Schaffung von Pop-Kantor-Stellen wollen wir die traditionelle Kirchmusik um zeitgenössische Musik- und Stilrichtungen auf professionelle Füße stellen. Das ist ein neues Konzept, findet aber schon jetzt in den Nachbar-Landeskirchen viel Beachtung. Zunächst sind zwei neue halbe Pop-Kantor-Stellen geschaffen worden. Seit dem 1. September hat Karola Schmelz-Höpfner im Kirchenkreis mit Sitz im Gemeindehaus Delmenhorst, Lutherstraße, ihre Arbeit aufgenommen. Am 1. Februar wird der Popular-Musiker Steffen Schöps in Oldenburg als weiterer Pop-Kantor für mehr Schwung in der Kirchenmusik sorgen.
Bertram Althausen: Vor der Diskussion um sinkende Zahlen der Kirchenmitglieder, sind wir gefordert, möglichst Menschen jeden Alters in den Kirchen und den Veranstaltungen anzusprechen. Damit müssen wir auch die Frage klären, was sind die Dinge, mit denen die Menschen leben wollen.
Eine Antwort darauf ist, die Kirchenmusik breit aufzustellen. In den sechs Kirchenkreisen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg sind insgesamt 18 hauptamtliche Kirchenmusikerinnen und musiker angestellt. Sechs mehr als noch vor Kurzem. Dazu gehören zwei Popkantoren und zwei Musikerinnen/Musiker mit dem Schwerpunkt musikalische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Mehr als eine Million Euro lässt sich die oldenburgische Kirche dieses Vorhaben kosten, erklärte Landeskirchenmusikdirektorin Beate Besser.
Eine Kostprobe ihres Einflusses auf den Chor West Voices wird Karola Schmelz-Höpfner übrigens schon an diesem Sonntag, 12. Oktober, geben. Dann tritt sie mit dem Chor in der Stadtkirche in Delmenhorst um 19 Uhr bei freiem Eintritt auf. Folk steht dann im Mittelpunkt des Konzertes. Übrigens ein Ausschnitt aus dem Sommerprogramm des Chors.
Die Einführung der neuen Pop-Kantorin wird am 18. Januar, des kommenden Jahres um 15 Uhr in der Stadtkirche in Delmenhorst vorgenommen.
Ein Beitrag von Peter Kratzmann.