Zum Hauptinhalt springen

Noch sei die Haushaltslage stabil, sagte der reformierte Vizepräsident Johr vor der Gesamtsynode. Finanzielle Risiken sieht er im Mitgliederschwund und in Plänen der AfD, die Staatsleistungen abzuschaffen.

 

Emden (epd). Die Gesamtsynode der Evangelisch-reformierten Kirche hat am Freitag den Etat für das kommende Jahr mit einem Volumen von 55,4 Millionen Euro einstimmig beschlossen. Die Höhe liegt damit um etwa 1,6 Millionen Euro über dem des laufenden Jahres. Vizepräsident Helge Johr sagte vor der in Emden tagenden Synode, der Haushalt sei im Wesentlichen eine Fortschreibung der Planung für 2024. Es gebe lediglich leichte Anpassungen, etwa aufgrund von Tarifsteigerungen.

Das meiste Geld gebe die Kirche mit 58 Prozent für den Pfarrdienst aus, führte der Chefjurist der reformierten Kirche vor den rund 60 Synodalen aus ganz Deutschland aus. Größter Einnahmeposten bleiben Johr zufolge mit rund 70 Prozent die Kirchensteuern, die für 2026 mit rund 39 Millionen Euro veranschlagt sind. Größere zusätzliche Ausgaben seien im kommenden Jahr etwa für die Kirchenmusik vorgesehen. Rund 150.000 Euro fließen gemäß Haushaltsplan in drei neue 50-Prozent-Stellen für Kirchenmusiker.

Noch sei die Haushaltslage stabil, bilanzierte Johr. Im Unterschied zu manch anderer Landeskirche sei die Versorgungsrückstellung für Pfarrerinnen und Pfarrer ausfinanziert. Auch eine nachhaltige Vermögensverwaltung und Kapitalanlagen schlügen positiv zu Buche. Zudem seien die Kirchensteuer-Einnahmen in den letzten Jahren gestiegen, von rund 28 Millionen im Jahr 2012 auf 40,6 Millionen 2025. Das jüngste Plus sei unter anderem auf Gehaltserhöhungen und Abfindungen bei VW zurückzuführen, mutmaßte Johr.

Der Vizepräsident warnte indes vor den finanziellen Risiken des Mitgliederverlusts. Bis September habe sich die Mitgliederzahl auf 147.000 verringert. Der Rückgang habe sich seit 2017 von bis dato 2.000 auf gegenwärtig 4.000 Personen im Jahr beschleunigt, auch bedingt durch vermehrte Austritte. Zugleich sei die Taufquote deutlich zurückgegangen. Für 2041 prognostizierte Johr eine Mitgliederzahl von weniger als 100.000. In Zukunft sei daher eine Ausgabenreduzierung von etwa 500.000 Euro jährlich erforderlich.

Johr wies zudem auf das «Risiko politischer Unsicherheiten» hin. Wie man vor allem aus östlichen Bundesländern höre, plane die AfD, im Falle einer Regierungsbeteiligung die Staatsleistungen entschädigungslos sofort zu beenden - auch wenn dies rechtswidrig sei. «Diese Diskussion spielt derzeit in Niedersachsen keine Rolle, aber man muss sie genau beobachten.» Die Staatsleistungen machten derzeit etwa acht Prozent des Haushalts aus.

Zur reformierten Kirche mit Sitz in Leer gehören rund 146.000 Mitglieder in 135 Gemeinden zwischen Ostfriesland und dem Allgäu.