Hannover (epd). Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD) hat anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Sozialen Wohnraumhilfe Hannover das Recht auf eine eigene Wohnung unterstrichen. «Uns geht es darum, dass alle Menschen in einer anständigen und auch bezahlbaren Wohnung leben können», sagte die Politikerin am Freitag bei einer Feierstunde der gemeinnützigen Gesellschaft. Der Mangel an Wohnungen sei eine der dramatischsten Formen von Armut und sozialer Ausgrenzung. Nach Hochrechnungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe habe sich die Zahl wohnungsloser Menschen in den vergangenen zehn Jahren quasi verdoppelt: von 227.000 Betroffenen im Jahr 2008 auf etwa 536.000 bis zum Jahr 2018.
Der soziale Wohnungsbau habe jahrelang nicht den Bedarf der Menschen gedeckt. «Jetzt erfährt er die notwendige Wiederbelebung - maßgeblich mit Unterstützung des Landes», sagte die Ministerin laut Redemanuskript. Bis 2019 stünden für die soziale Wohnraumförderung mehr als 800 Millionen Euro zur Verfügung. Bereits im Sommer 2015 habe das Land sein Wohnraumförderprogramm um 400 Millionen Euro für den Bau von Mietwohnungen aufgestockt. Das sei eine Verzehnfachung der Mittel gewesen.
Rundt stellte in Aussicht, die bisherige Wohnraumförderung mit zinslosen Darlehen durch eine Förderung mit Tilgungszuschüssen zu ergänzen. Darüber werde zurzeit beraten. Gleichzeitig müssten die Kommunen bezahlbare Grundstücke bereitstellen und für zügige Planverfahren sorgen. Das Engagement der Wohnungswirtschaft sei dabei genauso gefragt wie die soziale Verantwortung von Vermietern. «Wohnen ist ein Menschenrecht und nicht allein ein Wirtschaftsgut, das dazu dient, möglichst viel Profit daraus zu schlagen.»
Der hannoversche Diakoniepastor Rainer Müller-Brandes forderte «intelligente staatliche Eingriffe», um die Wohnungsnot zu beheben. Noch würden zu viele teure Wohnungen gebaut. Förderprogramme seien ein Anfang, sagte der evangelische Theologe. Dazu gehöre auch, dass «die Kommunen und auch die Kirche ihre Grundstücke nicht unbedingt meistbietend an Investoren verkaufen». Zurzeit seien bis zu 4.000 Menschen in Hannover ohne Wohnung.
Müller-Brandes lobte die Anstrengungen der Sozialen Wohnraumhilfe in Hannover, die seit 25 Jahren nach dem Motto erfolgreich sei, dass jeder das mache, was er besonders gut könne. «Bauunternehmen wie Gundlach bauen, das Diakonische Werk kennt die Wohnungslosen und vermittelt sie. Und gemeinsam begleiten wir die Menschen.» Insgesamt seien mehr als 800 obdachlose Frauen und Männer bei ihrer Wohnungssuche begleitet worden. 200 ehemalige Wohnungslose hätten ein Zuhause in den Wohnungen der Wohnraumhilfe gefunden.
Die Soziale Wohnraumhilfe ist nach eigenen Angaben ein einmaliges Kooperationsprojekt zwischen dem Diakonischen Werk Hannover, der Stadt und Region Hannover sowie verschiedenen Wohnungsbauunternehmen.