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Oldenburg/Verden (epd). In Norddeutschland häufen sich nach Recherchen des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel» Erdbeben, die auf die Förderung von Erdgas zurückzuführen sind. Rund drei Dutzend Mal sei der Boden in den Zentren der Gasproduktion seit den 1970er Jahren erschüttert worden, berichtete das Magazin am Sonnabend. Zuletzt hätten die Behörden vor vier Wochen in Großenkneten bei Oldenburg einen Erdstoß registriert. Je intensiver und tiefer die Lagerstätten ausgebeutet würden, desto höher sei die Bebengefahr, sagte der Bergschäden-Sachverständige Peter Immekus.

Der Experte warnte vor unabsehbaren Folgen durch Bodenbewegungen in den betroffenen Regionen. Sie seien zum Teil schon ohne bergbauliche Eingriffe «oberflächlich nass». Es genügten «ein paar Dezimeter, um den Grundwasserhaushalt auf den Kopf zu stellen». Die möglichen Schäden dürften nicht bagatellisiert werden, sagte Immekus, der auch Vorsitzender des Bundesverbandes bergbauunabhängiger Fachleute ist: «Das sind versteckte Ewigkeitskosten.»

Die Erdbeben entstehen den Angaben zufolge, wenn sich durch die Gasentnahme die Druckverhältnisse im Speichergestein verändern. Dann träten Spannungen auf, die sich ruckartig entladen.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Andreas Mattfeldt forderte, die Gasförderung zurückzufahren, falls die Häufigkeit und Intensität der Erdbeben in den betroffenen Gegenden weiter zunehme. Die deutsche Gasindustrie solle dabei dem Beispiel der Niederlande folgen. Dort komme es noch viel häufiger als in Niedersachsen zu Erdstößen. Der dortige Wirtschaftsminister habe vor zwei Wochen die Industrie angewiesen, die Förderung um ein Viertel zu drosseln. Mattfeldt vertritt im Bundestag die Landkreise Verden und Osterholz bei Bremen.

In Niedersachsen werden 95 Prozent des deutschen Erdgases gefördert. Umstritten ist vor allem die Fördermethode des Fracking, bei dem ein Gemisch aus Sand, Wasser und Chemikalien unter hohem Druck in den Boden gepresst wird, um Gesteinsschichten aufzubrechen.