Von Dieter Sell (epd)
Bremen (epd). Krieg in Afghanistan, Kämpfe im Nordirak, Bomben in Syrien und Millionen Flüchtlinge: Es sind die schweren Themen, die existenziellen Fragen, die Renke Brahms täglich umtreiben. Der leitende Bremer Theologe ist seit 2008 erster Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Er setzt sich in dieser Funktion mit klaren Worten für Abrüstung und starke internationale Institutionen wie der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) als Grundlage des Friedens ein. An diesem Freitag feiert er seinen 60. Geburtstag.
Brahms verbinde «das leidenschaftliche Eintreten für eine Politik und Kultur der Gewaltfreiheit mit Klugheit und Besonnenheit im Urteil», gratuliert der EKD-Ratsvorsitzende und bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Er empfinde große Dankbarkeit für die Arbeit des Bremers. Seine Stimme finde weit über die evangelische Kirche hinaus in Fragen der Friedensethik breite Beachtung.
Klare Worte: Als langjähriger Pastor für Religionspädagogik im Bremer Landesverband evangelischer Kindergärten lernte Brahms, auch komplizierte Zusammenhänge verständlich zu erklären. Gleichzeitig ist er ein Mann, der zwischen unterschiedlichen Positionen moderieren kann. Besonders diese Fähigkeit ist wichtig, wenn er als Beauftragter die Konferenz für die Friedensarbeit im Raum der EKD leitet. «Ich sehe meinen Auftrag vor allem darin, Menschen ins Gespräch zu bringen und im Gespräch zu halten», betont Brahms.
Das ist nicht einfach, denn Streit über den richtigen Weg zum Frieden gibt es genug, auch innerkirchlich, etwa was die Auslandseinsätze der Bundeswehr angeht. Doch Brahms scheut spannungsreiche Themen nicht und macht immer wieder klar, was er auf Grundlage der EKD-Friedensdenkschrift «Aus Gottes Frieden leben - für gerechten Frieden sorgen» für den richtigen Weg hält: «Deutschland muss sich aufgrund seiner Geschichte bei internationalen Krisen stärker für den Vorrang ziviler und gewaltfreier Konfliktbearbeitung einsetzen.»
Für Aufsehen sorgte Brahms 2014, als er forderte, Deutschland sollte ein «stehendes Heer» an Friedensfachkräften aufbauen. «Wir leisten uns die Bundeswehr, wir müssten uns angesichts der Konflikte in vielen Regionen der Welt auch ein Heer von zivilen Akteuren in der Größe der Bundeswehr leisten», forderte er. Bremens Senatspräsident und Kirchensenator Carsten Sieling (SPD) sieht auch deshalb Brahms als «Kämpfer für Frieden und Gerechtigkeit». Der EKD-Beauftragte und leitende Theologe der Bremischen Evangelischen Kirche sei jemand, der die Schwachen und die Schwächsten nie aus den Augen verliere.
Vor diesem Hintergrund würdigt Sieling überdies den Einsatz von Brahms für Bremen. «Mit seinem leidenschaftlichen Engagement für die Würde aller Menschen hilft er entscheidend mit, dass unsere Stadt so bleibt, wie wir uns das wünschen: weltoffen, tolerant und hilfsbereit.» Und auch der Vorsitzende des Rates der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, der hannoversche Landesbischof Ralf Meister, freut sich, «Renke Brahms als direkten Nachbarn und freundschaftlich verbundenen Kollegen zu haben».
Das wird er bis zur Wahl eines Nachfolgers im Amt des leitenden Theologen der bremischen Kirche 2019 bleiben. Bis dahin warten schmerzhafte Einschnitte auf die Kirche, die Brahms angesichts sinkender Finanzkraft und rückläufiger Mitgliederzahlen moderieren muss. Um das zu schaffen, wünscht er sich zuversichtliche Mitstreiter. «Denn wir leben von einer guten und befreienden Botschaft Gottes, die trägt und die auch als kritischer Beitrag in unserer Gesellschaft so notwendig und sinnvoll ist wie eh und je.»
Sein Wunsch als Friedensbeauftragter? «Dass Konflikte durch Verhandlungen gelöst werden können und die Waffen in Syrien weiter oder endlich schweigen», sagt Brahms sofort und ergänzt einen zweiten Wunsch in diesem Amt für Deutschland: «Dass der zivile Friedensdienst als Instrument der zivilen Konfliktbearbeitung spätestens in zehn Jahren so gut ausgestattet und mindestens so bekannt ist wie die Bundeswehr.»