Tödliche Gewalt gegenüber Frauen aufgrund ihres Geschlechts, sogenannte Femizide, sind bisher noch unzureichend erforscht. Eine Studie zeigt: Solche Gewaltverbrechen finden vor allem durch den Partner oder ehemalige Partner statt.
Hannover/Tübingen (epd). Femizide von Männern an ihren Partnerinnen im Zusammenhang mit Trennung oder Eifersucht sind mit Abstand die häufigste Form von Femiziden in Deutschland. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Donnerstag vorgestellte Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen in Hannover und des Instituts für Kriminologie der Universität Tübingen, die gemeinsam 133 Fälle untersuchten.
Danach ereigneten sich insgesamt 108 und damit die meisten der 133 versuchten und vollendeten Femizide (81,2 Prozent) in oder nach einer Partnerschaft. 78, also rund drei Viertel der Femizide an Partnerinnen, standen in Zusammenhang mit einem Konflikt über eine tatsächliche oder befürchtete Trennung oder eine tatsächliche oder vermeintliche sexuelle Untreue des Opfers. Die Mehrzahl der Täter, die ihre Ex-Partnerin töteten, hatte sexistische Einstellungen oder ein traditionelles Verständnis der Geschlechterrollen.
Bei dem Projekt «FemiziDE» analysierten die beiden Institute insgesamt 292 Akten von Strafverfahren aus fünf Bundesländern zu Tötungsdelikten mit mindestens einem als weiblich registrierten Opfer, die im Jahr 2017 in der Polizeilichen Kriminalstatistik erfasst wurden. Das Jahr 2017 wurde ausgewählt, um sicherzustellen, dass die Strafverfahren tatsächlich abgeschlossen waren.
Nach dem Ausschluss von Fehlerfassungen, Fällen ohne Tatnachweis und ohne Tötungsvorsatz blieben 197 Fälle von versuchten und vollendeten Tötungsdelikten zulasten von Frauen. Davon wurden 133 als Femizide in einem weiteren, soziokulturellen Sinne klassifiziert. In 74 dieser 133 Fälle stellte das Wissenschaftler-Team ein sexistisches Motiv und damit einen Femizid im engeren Sinn fest.
Von 2022 bis 2025 wurde das Projekt Femizide in Deutschland, kurz «FemiziDE», von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Sächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gesellschaftlichen Zusammenhalt gefördert.