Laut einer Untersuchung des Paritätischen Wohlfahrtsverbands müssten mehr Menschen als arm gelten, wenn die Wohnkosten einberechnet werden. Besonders drastisch ist die Situation in Bremen. Niedersachsen hat bundesweit die fünfthöchste Quote.
Hannover/Bremen (epd). Niedersachsen und Bremen gehören laut einer Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes zu den Bundesländern, in denen hohe Mietkosten die Armut von Menschen besonders stark verschärfen. Die sogenannte Wohnarmutsquote in Bremen beträgt demnach 33,4 Prozent für das Jahr 2024 und ist die höchste bundesweit. In Niedersachsen ist die Quote von 21,8 Prozent im Jahr 2023 auf 24,5 Prozent im Folgejahr gestiegen, wie der Paritätische Landesverband am Dienstag in Hannover mitteilte. Das Land liegt damit im Bundesvergleich auf Platz fünf der Länder mit der höchsten Wohnarmut.
Laut der am Dienstag vom Paritätischen Gesamtverband veröffentlichten Wohnarmutsstudie sind in Bremen rund 224.000 Menschen von Wohnungsarmut betroffen. Die konventionelle Armutsquote in Bremen lag 2024 bei 177.000 Menschen, das sind knapp 30 Prozent. «Wohnen ist längst zu einem entscheidenden Armutsfaktor geworden, der zunehmend auch die Mittelschicht betrifft und zum Existenzrisiko wird», sagt Joachim Schuster, Verbandsratsvorsitzender des Paritätischen Bremen.
In Niedersachsen gelten 1,93 Millionen Menschen im Land als von Wohnarmut betroffen - 569.000 mehr, als es die herkömmliche Armutsmessung bislang ausgewiesen hat. Diese liegt den Angaben zufolge bei 16,9 Prozent. «Diese Zahlen sind ein sozialpolitischer Weckruf», mahnte Kerstin Tack als Vorsitzende des Paritätischen in Niedersachsen: «Mehr als jede vierte Person in Niedersachsen gerät durch Miet- und Energiekosten unter die Armutsgrenze.»
Armut ist in Deutschland der Studie zufolge auch insgesamt wegen der hohen Wohnkosten weiter verbreitet als angenommen. Für bundesweit fünf Millionen Menschen, die bislang nicht als arm gelten, seien im vergangenen Jahr die Wohnkosten so hoch gewesen, dass ihr verbleibendes Einkommen unter der Armutsgrenze gelegen habe, hieß es.