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Im Parlament der größten evangelischen Landeskirche in Deutschland sollen Betroffene sexualisierter Gewalt in der kommenden Woche erstmals ein direktes Rederecht erhalten. Dafür hat die Landessynode eine nicht öffentliche Sitzung angesetzt.

 

Hannover (epd). Zukunftsplanungen und die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt stehen in der kommenden Woche im Mittelpunkt der viertägigen Herbstsynode der evangelischen Landeskirche Hannovers. Unter anderem erhalten Menschen, die innerhalb der Landeskirche von sexuellem Missbrauch betroffen sind, die Möglichkeit, direkt zu den Mitgliedern des in Hannover tagenden Kirchenparlaments zu sprechen. Dafür steht am 26. November von 9 bis 12 Uhr ein nicht öffentliches Zeitfenster zur Verfügung, wie die Landeskirche mitteilte.

Die Synode hatte bei ihrer Frühjahrssitzung im Mai beschlossen, Betroffenen erstmals ein direktes Rederecht zu ermöglichen. Sie entsprach damit einem Wunsch vieler Betroffener. Synodenpräsident Matthias Kannengießer hatte daraufhin Betroffene, die vor der Synode sprechen wollen, dazu aufgerufen, sich zu melden. Sie können vom Redepult oder Saalmikrofon aus das Wort ergreifen oder ihre Beiträge vorher per Video oder Tonbeitrag aufzeichnen. Schriftlich eingesandte Beiträge sollen verlesen werden.

Einige Betroffene hatten kritisiert, dass dieser Teil der Debatte nicht öffentlich sein soll. Die Synode will aber bei ihrer Regelung bleiben. Es gehe darum, einen geschützten Rahmen zu schaffen, der auch Beiträge ermögliche, die bewusst an die Mitglieder der Landessynode gerichtet seien, aber nicht an die Öffentlichkeit, hieß es. Die Landeskirche Hannovers ist mit rund 2,2 Millionen Mitgliedern in 1.219 Gemeinden zwischen dem Landkreis Göttingen und der Nordsee die größte evangelische Landeskirche in Deutschland.

Das Kirchenparlament nimmt seine Beratungen am 25. November auf. Zum Auftakt stellt der Synodale und Diakon Bernd Rossi den aktuellen Stand der Zukunftsplanungen für die Landeskirche vor. Landesbischof Ralf Meister wird seinen turnusgemäßen Bericht vor der Synode am 27. November halten. Zudem stehen unter anderem die Kirchenmusik, die Nachwuchswerbung für den Pfarrberuf und die weitere Nutzung des Klosters Amelungsborn bei Holzminden auf der Tagesordnung. Die Synode tagt im diakonischen Henriettenstift.