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Northeim/Kassel (epd). Der Kasseler Theologe Lutz Friedrichs hat die Kirche dazu aufgerufen, sich beim Thema Taufe besonders um alleinerziehende Mütter zu bemühen. Nur ein Viertel der Frauen lasse ihre Kinder taufen, sagte Friedrichs am Mittwoch vor rund 400 Pastorinnen und Pastoren des Sprengels Hildesheim-Göttingen der hannoverschen Landeskirche. Zwar seien die Alleinerziehenden Untersuchungen zufolge sehr an Religion interessiert. Vermutlich mieden sie aber als Nicht-Verheiratete die öffentlichen Taufen in der Kirche.

Die Kirche müsse neue Wege gehen, um auch diese Menschen einzuladen, sagte der Privatdozent, der bis vor kurzem die Arbeitsstelle «Gottesdienst» im Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) leitete. In der Vergangenheit sei die Taufe eine Art gesellschaftliche Konvention gewesen: «Kinder wurden getauft, weil es dazu gehörte», sagte Friedrichs. Heute sei es Aufgabe der Pastoren, die Wünsche der Eltern, Kinder und Paten aufzunehmen und sie zu beraten. Eine aktuelle «Taufstudie» der EKD zeige: «Menschen sind eigentlich mit allem zufrieden, nur dann nicht, wenn ihnen etwas vorgegeben wird, was sie nicht nachvollziehen können.»

Noch immer lassen Friedrichs zufolge rund 95 Prozent der Kirchenmitglieder ihre Kinder taufen. Auch unter den Menschen ohne Konfession sei die Taufbereitschaft seit 1992 gestiegen: von 21 auf
51 Prozent in Westdeutschland Osten von 13 auf 24 Prozent im Osten.