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Hannover (epd). Die Corona-Pandemie hat aus Sicht der evangelischen Regionalbischöfin Petra Bahr dazu geführt, dass die Trauer um Verstorbene völlig ins Private verlegt wird. Die öffentliche Trauerkultur liege brach, sagte Bahr im NDR-Fernsehen. Vor Corona habe es noch große Beerdigungen gegeben, an denen sich das halbe Dorf beteiligt habe. Heute seien die Trauerfeiern ganz klein. «Der Tod wird im Grunde privatisiert, obwohl wir mitten in einer kollektiven Katastrophe sind», sagte die Theologin, die auch dem Deutschen Ethikrat angehört. «Ob sich das wieder zurückbilden lässt, steht völlig in den Sternen.»

 

Für die Kirchen bedeute die Pandemie, dass Gottesdienste nur noch ein kleiner Teil des gelebten Christentums seien, sagte Bahr: «Ganz viel findet in der Seelsorge statt. Aber Seelsorge stellt sich nicht ins Fenster, die sieht man nicht.» Ganz viele Pastorinnen und Pastoren verbrächten gegenwärtig ihre Zeit in Chats, am Telefon oder auf langen Spaziergängen, um Menschen beizustehen, die unter großer seelischer Not litten.

 

Das seien nicht nur die vermeintlich Schwachen wie etwa die Hochbetagten, sagte Bahr: «Von denen können einige ganz gut mit Einsamkeit umgehen. Schwieriger ist es für die Macher-Typen, die ganz ausgebremst sind und sich große existenzielle Sorgen machen etwa um ihr Unternehmen. Und ganz viele Kinder und Jugendliche.»