Hannover/Gütersloh (epd). Pflegeexperten haben ein transparenteres und aktuelleres Notensystem für die Bewertung von Pflegeheimen angemahnt. «Fragen nach dem Umgang mit Demenzerkrankten oder danach, ob der Speiseplan in großer Schrift ausgehängt wird, müssen endlich nach ihrer Bedeutung gewichtet werden», sagte die niedersächsische Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD) am Donnerstag in Hannover. «Nur so erreichen wir vernünftige Ergebnisse, auf die sich die Menschen auch verlassen können.» Die Bertelsmann Stiftung hatte am Vormittag in Gütersloh eine aktuelle Umfrage vorgestellt. Danach fürchtet mehr als jeder zweite Bundesbürger, im Alter nicht das richtige Pflegeheim zu finden.
Neun von zehn Befragten bemängeln der Umfrage zufolge vor allem zu wenig öffentliche Informationen über Pflegeeinrichtungen. Der Vorstandsvorsitzende der evangelischen Altenhilfe in Niedersachsen (NEVAP), Christian Sundermann, kritisierte auf epd-Nachfrage, dass die derzeit verteilten Noten des sogenannten Pflege-TÜV in der Regel zwischen 1,1 und 1,4 lägen. Dies sei wenig aussagekräftig. Er riet dazu, Pflegeheime in der Nachbarschaft zu besuchen und mit Bewohnern, Angehörigen und dem Pflegepersonal zu sprechen. «Sie werden schnell ein Gefühl für die Atmosphäre im Haus bekommen.»
Auch der Sozialverband VdK forderte ein neues System zur Bewertung von Pflegeheimen und ambulanten Pflegediensten. VdK-Präsidentin Ulrike Mascher beklagte in der «Neuen Osnabrücker Zeitung», dass der «Pflege-TÜV» seit seiner Einführung im Jahr 2009 beinahe ausnahmslos Bestnoten ausstelle. Zwar habe der Gesetzgeber den Betreibern und Krankenkassen 2015 aufgetragen, ein neues Heim-Bewertungsverfahren zu entwickeln, doch die Gespräche zögen sich in die Länge. Mascher mahnte eine ständige, unabhängige Schiedsregelung an, um möglichst bald zu Entscheidungen zu kommen.
Von Interesse sind der Bertelsmann-Umfrage zufolge vor allem Angaben zum Personaleinsatz, zur Pflegequalität und zur Ausstattung von Pflegeheimen. Für mehr Transparenz bei der Suche nach dem passenden Pflegeheim mahnte die Stiftung aktuelle und individuelle Informationen an. Diese sollten für alle zugänglich im Internet abrufbar sein.
Auch Erfahrungen von Menschen in der Pflege oder ihrer Angehörigen sollten nachzulesen sein. Statt Pflegequalität in Noten zusammenzufassen, sollten Empfehlungen und Warnungen für Suchende deutlich zu erkennen sein. Für die Umfrage der Bertelsmann Stiftung hatte das Meinungsforschungsinstitut Kantar Emnid im Juni bundesweit rund 1.000 Menschen über 18 Jahren befragt.