Bremen (epd). Beitragsfreie Kita-Plätze könnten nach Einschätzung der Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder eine notwendige Weiterentwicklung der Qualität in den Einrichtungen gefährden. Ein durchgängiges Bildungsangebot von Anfang an, das Familien nichts kostet, sei zwar ein nächster richtiger Schritt zu mehr Chancen- und Bildungsgerechtigkeit, räumte der stellvertretende Verbandschef Carsten Schlepper ein. "Aber es muss auch bezahlbar sein und in die föderale Bildungslandschaft des Bundes passen", ergänzte der Bremer Vorschulexperte.
In den nächsten Jahren bedürfe es "einer großen Kraftanstrengung", um die qualitative Ausstattung der Kindertagesbetreuung in den Ländern schrittweise den steigenden Anforderungen anzupassen und zu vereinheitlichen. Dies müssten Bund, Länder, Kommunen und Träger gemeinsam leisten, sagte Schlepper. Das Versprechen auf beitragsfreie Kitas etwa von SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz schüre bei den Trägern die Sorge, dass dann das notwendige Geld für mehr Erzieher, mehr Plätze und mehr Sprachförderung auf der Strecke bleibe.
Bund und Länder hatten sich im November auf eine gemeinsame Qualitätsoffensive geeinigt. Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) stellte Ländern und Kommunen dafür mehr Geld in Aussicht. Für das Programm wären den Angaben zufolge insgesamt rund zehn Milliarden Euro pro Jahr nötig, wenn alle Zielvorgaben sofort erfüllt werden sollen.
Beitragsfreie Betreuungsplätze würden darüber hinaus nach Berechnungen der Technischen Universität Dortmund jährlich zusätzlich 3,5 Milliarden Euro kosten, sagte Schlepper. Länder und Kommunen seien "nur bedingt bereit und in der Lage", auf diese Einnahmen zu verzichten. Auch den Vorschlag, dass der Bund zusätzliche Finanzmittel bereitstellt, sieht Schlepper skeptisch. Das stoße zurzeit an die Grenzen bestehenden Rechts. Schlepper ist auch Leiter des Landesverbandes Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder in Bremen.