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Osnabrück/Hamburg (epd). Der Vorstandsvorsitzende im Bundesverband Deutscher Stiftungen, Michael Göring, hat die rund 21.800 Stiftungen in Deutschland dazu aufgerufen, gegen Populismus, Verschwörungstheorien, Falschmeldungen und das Schüren von Zukunftsängsten Stellung zu beziehen. «Ich will, dass wir Farbe bekennen», sagte Göring in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressdienst (epd) und fügte hinzu: «Wir stehen ein für eine offene, pluralistische, demokratische Gesellschaft.» Genau das werde seine Botschaft an diesem Mittwoch in Osnabrück bei der Eröffnung des Deutschen Stiftungstages sein.

Stiftungen seien ein Gradmesser für die Freiheit einer Gesellschaft. Sie seien autonom, gehörten keiner Partei, keiner Kirche und keiner Gewerkschaft an. Sie seien niemandem als dem eigenen Kuratorium Rechenschaft schuldig, betonte Göring: «Da kann man auch mal ein bisschen mehr Mut haben, Dinge ausprobieren, auch Fehler machen, ohne dass man abgestraft oder abgewählt wird.» Das passe autokratischen Gesellschaften nicht ins Konzept. Deshalb hätten es Stiftungen in Ungarn, Polen, in der Türkei und in Russland derzeit sehr schwer.

Umso positiver ist es nach den Worten des Verbandsvorsitzenden zu bewerten, dass die Zahl der Stiftungen in Deutschland auch in Zeiten der Nullzinspolitik weiter wachse. Allein im vergangenen Jahr seien 582 neue hinzugekommen. Zu Europas größtem Stiftungskongress kommen von diesem Mittwoch bis Freitag rund 1.600 Vertreter von Stiftungen zusammen. Sie werden sich in mehr als 100 Veranstaltungen vor allem mit Bildungsthemen auseinandersetzen. Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) wird den Stiftungstag am Mittwochabend eröffnen.

Aufgabe der Stiftungen sei und bleibe es, aufzuklären und Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen zusammenzubringen, sagte Göring, der auch Vorsitzender des Vorstandes der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius in Hamburg ist. Stiftungen hätten zwar keine politische Macht, aber durchaus die Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen, Veränderungen anzustoßen und Anregungen zu geben. Das sei in der Bildungspolitik besonders wichtig: «Es gibt viele Menschen, die fühlen sich abgehängt, auch wenn sie in sich und ihre Bildung investieren. Da muss unsere Gesellschaft sehr aufpassen und gegensteuern.»

Göring wollte sich aber «der seit Jahrzehnten immer wieder vorgebrachten Kritik» am deutschen Bildungssystem nicht anschließen. «Da ist die Zivilgesellschaft genauso gefordert wie die Landesregierungen.» Der Staat könne nicht alles leisten. Stiftungen seien eine gute Ergänzung. Sie seien prädestiniert dafür, etwa mit Mentoren-Programmen und Sprachprojekten Kinder mit ausländischen Wurzeln und aus bildungsfernen Schichten zu unterstützen.