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Hildesheim/Hannover (epd). Die Kirchen in Niedersachsen bereiten sich gemeinsam mit dem Land auf ein neues konfessionsübergreifendes Modell des Religionsunterrichts vor, das zum Schuljahr 2025/26 landesweit starten soll. Den geplanten «Christlichen Religionsunterricht» einzurichten, erfordere allerdings eine «große gemeinsame Anstrengung», sagte der katholische Bischof Heiner Wilmer am Donnerstag in Hildesheim dem Evangelischen Pressedienst (epd). «Der Lehrstoff muss komplett neu organisiert werden. Es braucht neue Lehrpläne, Schulbücher und Prüfungsverfahren.»

 

 

 

Das neue Fach soll künftig den bisher nach Konfessionen getrennten evangelischen oder katholischen Religionsunterricht ersetzen. Darüber verhandeln die Kirchen seit dem vergangenen Frühjahr mit der Landesregierung. Das angestrebte Modell wäre bundesweit einzigartig. Nach Angaben der Kirchen nehmen gegenwärtig rund 70 Prozent der Schülerinnen und Schüler am evangelischen oder katholischen Religionsunterricht teil, darunter auch viele nichtchristliche Schüler.

 

 

 

«Wir möchten sicherstellen, dass Religionsunterricht überall in Niedersachsen angeboten wird», betonte Wilmer. Das sei derzeit leider nicht so. «Es gibt genügend Schulen, in denen der Religionsunterricht mehr schlecht als recht läuft.» Häufig falle er aus, oft auch wegen zu kleiner Schülergruppen der jeweiligen Konfession. Bereits seit 20 Jahren erteilen viele Schulen deshalb den sogenannten konfessionell-kooperativen Religionsunterricht, der von Schülerinnen und Schülern beider Konfessionen besucht wird. Dieses Modell soll nun ausgebaut und rechtlich fest verankert werden.

 

 

 

Für die Kirchen sei es ein Schlüsselanliegen, dafür zu sorgen, «dass möglichst viele junge Menschen in den Schulen das christliche Menschen- und Weltbild kennenlernen», betonte Wilmer, der selbst viele Jahre als Lehrer und Schulleiter tätig war. Für das neue Modell müsse auch die Weiterbildung der Lehrkräfte neu gestaltet werden. «Weil katholische Lehrkräfte in Zukunft mit aller Sensibilität auch spezifische Inhalte der evangelischen Kirche vermitteln und umgekehrt», erläuterte der Bischof: «Die Anforderung an die Lehrkräfte steigt.»

 

 

 

Die Ausbildung der Religionslehrkräfte solle aber weiter an den evangelischen oder katholischen Fakultäten oder Instituten der Universitäten geschehen, damit die Lehrkräfte auch in andere Bundesländer wechseln könnten. Die Entscheidung über das neue Fach liege jetzt bei der Landesregierung: «Ich bin aber zuversichtlich, dass die Genehmigung erteilt wird», sagte Wilmer. Das letzte Wort hat dann der Landtag. Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) hatte bereits im Sommer ihre grundsätzliche Sympathie für das neue Modell bekundet.