Bremen/Wuppertal (epd). Der Wirtschaftswissenschaftler Uwe Schneidewind hat am Freitag in Bremen neoliberale Wirtschaftspraktiken insbesondere in der digitalen Wirtschaft kritisiert. In der Welt von Google, Amazon und Microsoft bleibe nur der größte Anbieter sichtbar und attraktiv, sagte der Professor vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie bei einem ökumenischen Gottesdienst zum «Tag der Arbeit». Die Marktführer könnten die Vorteile großer Netzwerke verwirklichen und dadurch ihre marktbeherrschende Stellung stabilisieren.
Schon kleine Leistungsunterschiede entschieden darüber, ob ein Unternehmen zu dem einen Gewinner im Markt oder zu den vielen Verlierern gehöre, sagte der ehemalige Präsident der Universität Oldenburg in seiner Kanzelrede in der katholischen Propsteikirche St. Johann. In der digitalen Ökonomie schlage das Prinzip «The winner takes it all» mit brachialer Gewalt zu.
Schneidewind forderte Gestaltungsmut, um für eine gerechte Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung zu kämpfen, um ökologische und soziale Missstände anzuklagen und für Transformation und Veränderung zu streiten. Anders als vor 2.000 Jahren seien heute Geld und Kapital ausreichend da, um auch neun Milliarden Menschen auf der Erde eine menschenwürdige Existenz zu ermöglichen, unterstrich der Professor. Jeder einzelne Bürger sollte «seine Stimme im privaten Umfeld, als Aktiver in Umweltverbänden, in seiner Kirchengemeinde, in Gewerkschaften oder als Spender» einsetzen.