Bergen-Belsen/Berlin (epd). Der Zentralrat der Juden hat gefordert, in der Corona-Pandemie die Erinnerung an die Befreiung der NS-Konzentrationslager nicht zu vergessen. «Auch für die Stabilität unserer Demokratie ist es wichtig, sich immer wieder daran zu erinnern, wohin menschenverachtende Ideologien und die Missachtung demokratischer Grundrechte führen können», erklärte Präsident Josef Schuster am Dienstag. Die Erinnerung an den Holocaust gehöre zu Deutschlands Identität.
Schuster erinnerte an die Befreiung des KZ Bergen-Belsen am 15. April 1945. Der 75. Jahrestag der Befreiung sollte in vielen Gedenkstätten in diesem Jahr mit großen Veranstaltungen begangen werden. Für die Veranstaltung am kommenden Sonntag in Bergen-Belsen wurden nach Angaben der Gedenkstätte ursprünglich 5.000 Gäste erwartet, unter ihnen 120 Überlebende des Lagers.
Wegen der Corona-Pandemie wird es nun nur eine kleine Veranstaltung mit Kranzniederlegungen geben, an der unter anderem der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und Michael Fürst als Verbandsvorsitzender jüdischer Gemeinden teilnehmen. In Bergen-Belsen starben während der NS-Zeit rund 20.000 Kriegsgefangene und mehr als 52.000 Häftlinge des Konzentrationslagers an Hunger und Seuchen, durch Übergriffe der SS oder an den Folgen der Haft.
Darunter war auch das durch sein Tagebuch später weltberühmte jüdische Mädchen Anne Frank. Britische Truppen befreiten das Lager am 15. April 1945.
Schuster sagte, durch den Ausfall der großen Veranstaltungen könnten «die wenigen Überlebenden, die noch unter uns sind», nicht so gewürdigt werden, wie sie es verdient hätten. Die Gedenkstätte Bergen-Belsen hat die große Gedenkveranstaltung ins nächste Jahr verlegt. Schuster bezeichnete das als «richtige Entscheidung» und forderte daneben, die Gedenkstätten mit ausreichenden finanziellen Mitteln zu unterstützen.
epd