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2. Tagung der 46. Synode

46. Synode berät Haushalt 2003

Mit dem Haushalt 2003 befindet sich die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg wieder “in ruhigerem Fahrwasser”. Dies sagte Oberkirchenrat Dieter Schrader jetzt vor Journalisten in Oldenburg. Der strenge Sparkurs der letzten habe sich ausgezahlt. Die Kirche könne erstmals auf weitere Kürzungen verzichten. Der Etat des kommenden Jahres beträgt rund 71 Millionen Euro. Er wird den Mitgliedern der 46. Landessynode, die morgen in Rastede zu ihrer 2. Tagung zusammenkommen, zur Verabschiedung vorgelegt.

Bereits im Vorfeld der Synode wurde die bedrohliche Lage der Sozialstationen und Pflegedienste thematisiert. Sie betrifft die Einrichtungen in ganz Niedersachsen. Im Bereich der Oldenburgischen Kirche sind 13 Einrichtungen betroffen. Ein gemeinsamer Vorstoß der konföderierten Kirchen und der katholischen Kirche in Richtung Landesregierung und Krankenkassen habe bisher keinen Erfolg erzielt. “Die Pflegedienste können seit Jahren nicht kostendeckend arbeiten”, sagte Synodalpräsident Heinz Heinsen. Dieser Zustand sei nicht länger hinnehmbar. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen haben für Donnerstag eine Kundgebung vor der Synode angekündigt.

Zu den weiteren Schwerpunkten der Tagesordnung zählt der Bischofsbericht, der wegen des Generalberichtes auf der Frühjahrstagung um ein halbes Jahr verschoben worden war.
     
             

Oldenburgische Kirche legt ausgeglichenen Haushalt vor

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg legt für 2003 einen ausgeglichenen Haushalt mit einem Gesamtvolumen von rund 71 Millionen Euro vor. Dieses Ergebnis führte Oberkirchenrat Dieter Schrader auf die konsequente Finanzplanung zurück, die Ende der 90er Jahre entwickelt und seitdem umgesetzt wurde. Allerdings ruft der Oberkirchenrat im Blick auf die Kirchensteuereinnahmen und die zu erwartenden Personalkostensteigerungen zu weiteren Sparanstrengungen auf.

Trotz der notwendigen „sparsamen Verwaltung der Finanzen“, konnten, so Schrader , im neuen Haushalt neue Akzente gesetzt werden. Dabei geht es insbesondere um die Weiterbeschäftigung von Pfarrvikaren und -vikarinnen, die direkt nach dem Examen noch nicht übernommen werden können. Die oldenburgische Kirche rechnet ab etwa 2007 mit einem Pfarrermangel. Bis zu diesem Zeitpunkt sind rund 20 Theologen pro Jahr zu versorgen, die auf ihre Anstellung als PfarrerIn auf Probe warten. Für diesen Schwerpunkt sind insgesamt bis zu 500 000 Euro eingeplant. 350 000 Euro sind für die Kirchengemeinden vorgesehen. Über die Vergabe der Mittel hat nach Vorschlägen des Oberkirchenrats der Kirchensteuerbeirat zu entscheiden. Darüber hinaus sind zum Beispiel auch 50 000 Euro für ein Selbstversorgerhaus des Verbandes Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder, das in Burhave errichtet werden soll, vorgesehen.

Als „Nothilfefonds“ ist für die 13 ambulanten kirchlichen Pflegedienste im Bereich der Evangelisch-Lutherischen Kirche ein Posten von bis zu 490 000 Euro für kirchlich-diakonische Aufgaben eingesetzt worden. „Aber wir können nicht da zusätzlich Gelder bereitstellen, wo der Staat und die Krankenkassen sich zurückziehen oder sich in unzulässiger Weise zurückhalten,“ sagte Schrader einschränkend.

     
             

Synode beschließt ganze Stelle für Telefonseelsorge

Wegen der starken Nachfrage beschloss die 46. Synode auf ihrer zweiten Tagung die Aufstockung der Telefonseelsorge Oldenburg auf eine volle Stelle. Die Stelle war von der 45. Synode im Juli 2000 auf 50 Prozent reduziert worden. Seitdem bewegte sich die Zahl der Anrufe auf einem anhaltend hohen Level. Suchten 1996 noch 4187 Anrufer den Rat der Telefonseelsorge, wurden Ende 2001 über 14000 GesprächspartnerInnen registriert. Die zusätzlichen Personalkapazitäten sollen insbesondere für die Aus- und Weiterbildung der derzeit 76 ehrenamtlichen MitarbeiterInnen und der Gewinnung weiterer Ehrenamtlicher eingesetzt werden.

Die Entwicklung bei der oldenburgischen Telefonseelsorge entspricht dem bundesweiten Trend. Hier werden 800 000 Anrufe pro Monat im Festnetz und 20 000 000 Anwahlversuche pro Jahr im Mobilfunk registriert. Angesichts des zunehmenden psychosozialen Leidensdruckes in unserer Gesellschaft sei in der Telefonseelsorge ein wichtiges zeitgemäßes Arbeitsfeld der Kirche entstanden, heißt es in der Begründung des oldenburgischen Gesetzes.
     
             

Bischof Krug verweist auf kirchliche Bildungsverantwortung

In seinem Bericht vor der 46. Synode hob der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche, Peter Krug, die Bildungsverantwortung der Kirche hervor. Im Rahmen der Bildungsdiskussion in Deutschland werde deutlich, so Krug, dass „durch die Verbesserung der Basiskompetenzen in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften zwar Schulerfolge und Berufschancen eine Förderung erfahren, aber eine umfassende Bildung für das Leben in all seinen Phasen und Facetten nicht gewährleistet werden kann“. Bildung beziehe sich auf alle Menschen in allen Lebens- und Bildungsbereichen. Diese Einsicht müsse Kirche für sich zuerst beherzigen, sagte der Bischof und verwies auf die vielfältige Gemeindearbeit sowie auf die „kirchliche Bildungsmitverantwortung in der Kinder- und Jugendhilfe sowie in der Arbeit in Kindergärten, Schulen, Betrieben, Universitäten und anderen Einrichtungen".

Unter der Überschrift „Solidarität auf dem Prüfstand“ widmete Bischof Krug einen weiteren Schwerpunkt seiner Ausführungen der allgemeinen wirtschaftlichen und politischen Lage in Deutschland. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der überwältigenden Hilfsbereitschaft bei der Hochwasserkatastrophe an der Elbe stellte Krug ein „ansehnliches Potential von Solidarität sowohl der ‚armen Witwe’ als auch des ‚reichen Kornbauern’“ fest. Er zeigte sich davon überzeugt, dass dieses Potential nutzbar gemacht werden könnte, wenn es der Politik gelänge, „einen für die Mehrheit der Bevölkerung maßvoll gangbaren Weg zu finden, der die Reichen nicht reicher und die Ärmeren nicht ärmer werden lässt.“ „Christenmenschen und Landeskirchen wären wohl die Letzten, die nicht ein Gesamtkonzept befürworten würden, dass alle nach ihren Kräften in die Pflicht nimmt,“ sagte der Bischof.

Vor dem Hintergrund der Terroranschläge in den USA am 11. September 2001 machte Krug vor der Synode den engen Zusammenhang von Gerechtigkeit und Frieden deutlich. Er unterstrich die Bedeutung von Kriegsursachenforschung als Voraussetzung für Friedenspolitik. Auch die Entwicklung der Ökumene war Thema in seinem Bericht. In einem großen Bogen ging er dabei ebenso auf die Aktivitäten im Oldenburger Land ein wie auf die „Charta Oecumenica“ vom April 2001, die er „ein einmaliges Dokument auf europäischer Ebene“ nannte. Nicht zuletzt verdeutlichte Krug in der Frage einer Reform der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) den Standpunkt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, die die Vorschläge des hannoverschen Präsidenten Dr. Eckhardt von Vietinghoffs unterstützt.

Nachdem sich der Bischof in seinen letzten Berichten vor der Synode mehr mit innerkirchlichen Zusammenhängen und Strukturfragen beschäftigt hatte, hatte er seine Ausführungen vor der 46. Synode mehr auf globale Themenstellungen ausgerichtet. In fünf großen Abschnitten beschäftigte er sich mit den „Maßen des Menschlichen“, dem „Ringen um Gerechtigkeit und Frieden“, „Solidarität auf dem Prüfstand“, der „Charta Oecumenica“ und dem Thema „Evangelische Reformen und Aktionen“. An den Anfang seiner Ausführungen stellte der Bischof dabei die Zielsetzung, „positive Ansätze zur Zukunftsgestaltung in Kirche und Gesellschaft zu entdecken, zu entwickeln und zu fördern.