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Frühjahrstagung der Synode mit Gottesdienst eröffnet

Im Mittelpunkt stehen Jahresthema und Beratungen zu Tagungshäusern
Mit einem Gottesdienst wurde am Donnerstagmorgen, 23. Mai, die 11. Tagung der 48. Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg eröffnet. Die 60 Synodalen sowie Gäste und Mitarbeitende der oldenburgischen Kirche tagen vom 23. bis 25. Mai im Evangelischen Bildungshaus Rastede. In ihrer Predigt betonte die Synodale Pfarrerin Beate Bühler-Egdorf, dass Kirche wie auch Synode facettenreich seien. In den kommenden Tagen würden die Synodalen der oldenburgischen Kirche wichtige Themen erörtern, Gedanken und Meinungen austauschen. „Argumente vorbringen, zuhören, antworten, miteinander ringen und verantworten. Das ist Aufgabe der Synode“, so Bühler-Egdorf. Wichtig sei dabei, sich zu vergewissern, dass „wir einen gemeinsamen Grund haben, auf dem unsere Kirche gebaut ist, auf dem wir stehen und der uns trägt.“ Alles geschehe im Vertrauen auf und in Verantwortung vor Gott.

Am Donnerstagnachmittag steht das Jahresthema „Über den Jordan gehen – Erkundungsgänge ins Land der Verheißung“ im Mittelpunkt. Den Hauptvortrag zum Jahresthema hält Dr. Steffen Schramm, Leiter der theologischen Fort- und Weiterbildung am Institut für kirchliche Fortbildung der Evangelischen Kirche der Pfalz.

Auf der Tagesordnung der Synodentagung stehen weiterhin ein Gutachten über die Tagungshäuser Blockhaus Ahlhorn und Ev. Bildungshaus Rastede, die Weiterarbeit zum Rahmenpfarrstellenplan, der Tätigkeitsbericht der Gemeinsamen Kirchenverwaltung inklusive der Umsetzung der Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung, der Abschlussbericht aus der Arbeitsgruppe Kirchenbüro, der Abschlussbericht aus der Arbeitsgruppe Kindergartenarbeit und der Abschlussbericht aus der Arbeitsgruppe Jugendarbeit. Darüber hinaus wird die Synode verschiedene Kirchengesetze und Änderungen in Kirchengesetzen beraten.

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Eröffnung der 11. Tagung

Mit einem Dank an Pfarrerin Beate Bühler-Egdorf und an alle Mitwirkenden für den Gottesdienst eröffnete Synodenpräsidentin Sabine Blütchen die Beratungen der 11. Tagung der 48. Synode der oldenburgischen Kirche im Evangelischen Bildungshaus Rastede.

Synodenpräsidentin Sabine Blütchen verpflichtete anschließend Kreispfarrer Lars Dede als Synodalen für den Kirchenkreis Ammerland.

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Bericht aus dem Gemeinsamen Kirchenausschuss

In seinem der Synode vorgelegten Bericht aus dem Gemeinsamen Kirchenausschuss benannte Bischof Thomas Adomeit die Situation der Verwaltung, das Gutachten zu den Tagungshäusern sowie eine Projektion der Kirchenmitglieder und des Kirchensteueraufkommens für die Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg als Schwerpunkte der GKA-Sitzungen.
  
In seiner Einbringungsrede berichtete Adomeit, dass sich der Gemeinsame Kirchenausschuss entschieden habe, die konstruktive Begleitung der Prozesse zur Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung als Lenkungsgruppe zu übernehmen. Dies bedeute „eine regelmäßige Information über den Stand der Umsetzung und ein regelmäßiges Betrachten der Zahlen der aktualisierten mittelfristigen Finanzplanung.“
  
Die langfristige Projektion der Kirchenmitglieder und des Kirchensteueraufkommens bis zum Jahr 2060, die im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Deutschen Bischofskonferenz vom Forschungszentrum Generationenverträge der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg vorgelegt wurde, mache deutlich, dass „unsere eigenen Zahlen“ auf dem Weg in das Jahr 2030, die Grundlage für das im vorgelegten Maßnahmenkatalog beschriebene Einsparvolumen in Höhe von 124 Mio. Euro waren, von der Studie für die oldenburgische Kirche bestätigt wurden. „Gut also, dass die Synode bereits im letzten Jahr ein entsprechendes Einsparvolumen beschlossen hat. Das bedeutet allerdings auch, dass die vorgeschlagenen 88 Maßnahmen im Maßnahmenkatalog in der Gesamtsumme weiterhin die Messlatte darstellen.“ Der Gemeinsame Kirchenausschuss habe sich allen Anfragen und Eingaben mit Bezug auf Finanzmittel, die nicht mit dem Maßnahmenkatalog in Einklang stehen, entschieden entgegengestellt, so Adomeit.
  
Die Studie benenne deutlich Faktoren, die zu einem Rückgang von Finanzmitteln und Kirchengliedern führen und von den Kirchen kaum beeinflusst werden könnten. Der demografische Wandel gehöre dazu, sagte Adomeit. „Lassen wir uns also nicht entmutigen und verabschieden wir uns von der Vorstellung, dass, wenn wir uns nur genug anstrengen, wir gegen den Trend wachsen könnten. Ja, Wunder, Erweckungen, neue Kirchlichkeit sind möglich. Aber damit zu kalkulieren und dann traurig zu sein, wenn sie nicht nach unseren Vorstellungen eintreten, das sollten wir vermeiden.“

 

Vielmehr ermutigte Bischof Adomeit, die Energien „in Motivation umzuwandeln, in neue Ideen, in Evangelium für heute, um den anvertrauten Menschen von Gott und seiner Liebe zu uns Menschen fröhlich zu erzählen.“ Denn es gebe Faktoren, „die wir auf dem Weg in die Zukunft beeinflussen können: Beispielsweise führt uns die Studie deutlich vor Augen, dass in der Begleitung junger Erwachsener noch Luft nach oben ist.“
  
In mehreren Sitzungen habe sich der Gemeinsame Kirchenausschuss über notwendige Maßnahmen zur Stabilisierung der Regionalen Dienststelle Oldenburg Stadt und über die Situation in der Verwaltung informiert. Bei manchen Prozessen sei erheblicher Optimierungsbedarf zu erkennen, betonte Bischof Adomeit, der die Synode noch intensiv beschäftigen werde.
  
Schwerpunktthema im Gemeinsamen Kirchenausschuss war ebenfalls die Zukunft der Tagungshäuser. „Hier kommen viele Anliegen wie in einem Brennglas zusammen. Eigene Erfahrungen, sachliche Erwägungen, theologische Argumente, soziologische Komponenten und finanzielle Bedingungen haben in ihrer Vielfalt kaum nebeneinander Platz auf dem Tisch – und müssen doch miteinander ins Gespräch gebracht werden“, sagte Adomeit.

  

Der Gemeinsame Kirchenausschuss verstehe sich bei dieser Frage als Lenkungskreis für die Umsetzung des Maßnahmenkatalogs. Nach engagierter Diskussion des Gutachtens, der Stellungnahme des Oberkirchenrates und einem eigenen Meinungsbildungsprozess habe sich der Gemeinsame Kirchenausschuss darum zu einem Beschlussvorschlag für die Synode durchgerungen, sich aus der Trägerschaft eines Tagungshauses zurückzuziehen. Der Oberkirchenrat solle beauftragt werden, eine Nachnutzung vorrangig für das Blockhaus Ahlhorn zu finden, die auch eine weitere Nutzung durch kirchliche Gruppen ermögliche. Die Beratungen über diesen Antrag werden am Sonnabend erfolgen.

 

Da sowohl die Situation der Verwaltung als auch die Zukunft der Tagungshäuser Gegenstand der weiteren Beratungen der Synoden sein werden, verzichtete das Kirchenparlament auf eine Aussprache zum Bericht des Gemeinsamen Kirchenausschusses.

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Grußwort: 60 Jahre "Brot für die Welt"

Synodalpräsidentin Sabine Blütchen begrüßte Thilo Hoppe von Brot für die Welt. Dieser richtete das Grußwort an die Synode.

Thilo Hoppe, Entwicklungspolitischer Beauftragter des Hilfswerks Brot für die Welt, nahm die Synode mit auf eine Zeitreise, wie sich Brot für die Welt in den letzten 60 Jahren entwickelt hat. Aus einem einmaligen Spendenaufruf sei eine dauerhafte Institution entstanden. 

Heute würden durch den Klimawandel ökonomische Erfolge wieder zunichte gemacht. Man müsse daher ökonomische Entwicklung immer auch unter ökologischen Aspekten betrachten. 

 

Die finanzielle Entwicklung von Brot für die Welt sehe noch stabil aus, dies würde sich langfristig verändern. Man müsse sich aber den gesellschaftlichen Veränderungen und somit den zu erwartenden finanziellen Einschnitten stellen, so Hoppe.

Es gebe große Erfolge, es sei viel erreicht worden und es gebe noch große Herausforderungen. Trotz der Erfolge dürfe man nicht aufhören, sich zu engagieren, betonte der Entwicklungspolitische Beauftragte. 

 

Die Kollekte des Eröffnungsgottesdienstes der Synodentagung vom Donnerstagmorgen soll im Rahmen von Brot für die Welt-Projekten Flüchtlinge zugute kommen, die auf der Flucht gescheitert sind. Ihnen soll ein neuer Anfang in ihrer Heimat ermöglicht werden.

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Berichte des Oberkirchenrates

Die Berichte des Oberkirchenrates werden alle zwei Jahre der Synode vorgelegt. Bischof Thomas Adomeit benannte die Schwerpunkte: Weiterarbeit am Rahmenpfarrstellenplan, Kirchengesetze, Tätigkeitsbericht der Verwaltung, Tagungshäuser in der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg und das Jahresthema. Adomeit verwies auf den Wechsel im Oberkirchenrat in zwei Positionen.

Unter der Überschrift "Einander stärken – die innere Haltung" deutete Adomeit auf die unterschiedlichsten Veränderungen in der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg hin. Dabei ging er auf Mobilität, Digitalisierung und Distanz zur Kirche ein. Finanzielle Möglichkeiten und Perspektiven würden sich verändern. Die sinkende Zahl junger Mitglieder könne und müsse die oldenburgische Kirche motivieren, mit jungen Erwachsenen in Kontakt zu kommen. 

Der Bischof verwies auf ebenfalls die Erschütterungen der kirchlichen Gemeinschaft durch sexualisierte Gewalt und sexuellen Missbrauch. Kirche sei Teil der Gesellschaft, insofern wäre das nicht verwunderlich und doch zutiefst erschreckend. Dass der Kirche anvertraute Menschen – in engeren oder weiteren kirchlichen Bezügen – Opfer von sexualisierter Gewalt auch in der oldenburgischen Kirche geworden seien, mache ihn sehr traurig und fassungslos, so Adomeit. Die Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg verfolge eine Null-Toleranz-Politik im Umgehen mit aktueller oder vergangener sexualisierter Gewalt. Umfangreiche Präventivmaßnahmen seien in Arbeit.

In Artikel 1 des Grundgesetzes heißt es: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Dieser Satz sei vom christlichen Menschenbild her zu verstehen und zeige das aufeinander bezogene Verständnis von Staat und christlichen Werten. Mit diesem Hinweis verwies Bischof Adomeit auf das 70-jährige Bestehen des bundesdeutschen Grundgesetzes.

Die Zahl der Konflikte und Kriege weltweit wachse, so Adomeit. Friedliche Lösungen gelängen oft nicht oder trügen nicht über die Vereinbarung von Waffenstillständen hinaus. Militärische Gewalt werde keinen Frieden bringen. Die Demokratie, die Freiheit, der Rechtsstaat, die Meinungsfreiheit, die Religionsfreiheit schienen so selbstverständlich, dass Mitwirkungsrechte durch freie Wahlen kaum existenzielle Bedeutung hätten. Unter dem Aspekt verwies Adomeit auf den Wahlaufruf der evangelischen und katholischen Bischöfe in Niedersachsen und Bremen zur Europawahl am kommenden Sonntag .

 

Die Synode diskutierte im Anschluss in Arbeitsgruppen die Berichte aus dem Oberkirchenrat, die der Synode schriftlich vorlagen. Die vier Berichte zeigten einen besonderen Einblick in das Kerngeschäft der Dezernate, so Bischof Adomeit in seiner Einführung. Diese Berichte werden alle zwei Jahre in dieser Form vorgestellt.

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Bericht des Gemeinsamen Kirchenausschusses

Bischof Thomas Adomeit berichtet, die Schwerpunkte des Gemeinsame Kirchenausschuss seien neben den regulären Tagesordnungspunkten die Situation der Verwaltung, das Gutachten zu den Tagungshäusern sowie eine Projektion der Kirchenmitglieder und des Kirchensteueraufkommens für die Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg gewesen.

Der Gemeinsame Kirchenausschuss hätte sich in seiner Klausur im März 2019 intensiv mit der Zukunft der Tagungshäuser befasst. Der Gemeinsame Kirchenausschuss übermittelte der Synode folgende Beschlussempfehlung:

 

Der Gemeinsame Kirchenausschuss empfiehlt der Synode, sich aus der Trägerschaft eines Tagungshauses zurückzuziehen. Der Oberkirchenrat wird beauftragt, eine Nachnutzung vorrangig für das Blockhaus Ahlhorn zu finden, die auch eine weitere Nutzung durch kirchliche Gruppen ermöglicht.

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Berichte des Oberkirchenrates - Bischof

Kirche sei eine relevante Akteurin und doch nur ein Player unter vielen anderen in der Gesellschaft. Kirchliche Anliegen und Sichtweisen angemessen im gesellschaftlichen Kontext zu Gehör zu bringen, gehöre zur Wesensäußerung von Kirche, mit diesen Worten leitete Bischof Adomeit seinen Bericht aus dem Oberkirchenrat ein.

 

Adomeit benannte rückblickend die Veränderungen im Oberkirchenrat und berichtete über die innere und äußere Vernetzung der oldenburgischen Kirche. 

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Berichte des Oberkirchenrates - Dezernat I

Oberkirchenrätin Gudrun Mawick berichtete erstmals aus dem Dezernat I des Oberkirchenrates. Der Bericht umfasst die Referate Seelsorge, Gemeindedienste, Ausbildung und Personalentwicklung und Dienstrecht.

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Berichte des Oberkirchenrates - Dezernat II

Oberkirchenrätin Dr. Susanne Teichmanis berichtete über die umfangreichen Aufgaben und Maßnahmen des Dezernates II und die Themenfelder der vergangenen Monate. Dies umfasse das Finanzmanagement, die Gleichstellungsarbeit sowie das Synodenbüro, die Arbeitsbereiche Recht und Aufsicht, die Fachstelle Friedhof und Archiv. 

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Berichte des Oberkirchenrates - Dezernat III

Oberkirchenrat Detlef Mucks-Büker stellte fest, dass nahezu alle Bildungsbereiche auf unterschiedliche Weise von den Beschlüssen zur Haushaltskonsolidierung betroffen seien. Für alle gelte es, die mit dem sogenannten Maßnahmenkatalog zugrunde gelegten Konsolidierungsziele zu erreichen. Dazu seien kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen unmittelbar eingeleitet und umgesetzt worden.

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Jahresthema „Über den Jordan gehen – Erkundungsgänge ins Land der Verheißung“

„Es sei wichtig, die Frage, wie wir in die Zukunft gehen wollen, nicht unter finanziellen, sondern unter theologischen Gesichtspunkten zu beraten“, sagte Bischof Thomas Adomeit zu Beginn des Thementages. Das Kirchenparlament hatte im vergangenen Jahr ein Einsparvolumen von 124 Millionen Euro bis zum Jahr 2030 beschlossen, um somit langfristig einen ausgeglichen Haushalt erreichen zu können. Nun gehe es inhaltlich um die Frage „wo wir uns von Dingen verabschieden müssen, und wo wollen wir hin, um Kirche zu bleiben“, sagte Adomeit. Jede Veränderung beginne mit einem Abschied von Gewohntem.

Das Motto des Thementages möge vielleicht provokant und zweideutig klingen, aber dahinter stehe die biblische Geschichte, dass jenseits des Flusses Jordan das gelobte Land liege, „das Erreichen eines neuen Ufers – und das wollen wir auch.“ Es weise in die Zukunft, im Vertrauen auf Gott weiterzugehen, so Adomeit.
 
Zum Einstieg in das Thema hielt am Nachmittag Dr. Steffen Schramm, Leiter der theologischen Fort- und Weiterbildung am Institut für kirchliche Fortbildung der Evangelischen Kirche der Pfalz, einen Grundsatzvortrag.

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Kirche muss zu den Menschen umkehren

„Die Kirche hat eine Bestimmung in der Welt. Ändert sich die Welt, muss sich auch die Kirche ändern – um ihren Auftrag weiterhin erfüllen zu können“, sagte der Leiter der theologischen Fort- und Weiterbildung am Institut für kirchliche Fortbildung der Evangelischen Kirche der Pfalz, Dr. Steffen Schramm, in seinem Vortrag vor der oldenburgischen Synode. „Wenn wir nicht über den Jordan gehen, bleiben wir als Kirche in der Wüste, im Siechtum der geringer werdenden Ressourcen.“
 
Bislang habe es ein „Parochialmodell“ gegeben, in dem jede Kirchengemeinde eigenständig sei und wo jede Pfarrerin / jeder Pfarrer alles mache. Dieses werde mit einem wachsenden und für verschiedene Zielgruppen differenzierten additiven Aufgabenfeld ergänzt, bilanzierte Schramm. Nun gingen die evangelische Kirche und ihre Gemeinden auf veränderte Realitäten zu. Nach einer sehr langen Phase des Zuwachses an Mitgliedern, Kaufkraft und hauptamtlich Mitarbeitenden würden diese drei Faktoren auf lange Sicht zurückgehen und nur noch in geringem Maße zur Verfügung stehen.

Gleichzeitig müsse die Kirche auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren, wie eine kulturelle und religiöse Pluralisierung, eine neue Schichtbildung, eine veränderte Situation von Familien (Patchworkfamilien, Alleinerziehende, doppelte Erwerbstätigkeit, alternative Partnerschaftsmodelle), eine Ausdehnung formaler Bildung (Ganztagsschule), eine strukturelle Individualisierung, eine erhöhte Mobilität und eine vernetzte Welt mit Kommunikationsveränderungen durch Internet und soziale Netzwerke.
 
Diese veränderten Umweltbedingungen träfen auf die funktional-differenzierte (Wachstums-) Organisation der Kirchen mit einem hohen Gebäude- und Personalstellenbestand, einer breiten Ausdifferenzierung der Strukturen und „Angebote“ sowie einer kleinräumigen Gemeindestruktur. Die Kirche stehe „am Jordan“, kritisierte Schramm, da sie die Umweltveränderungen seit 1975 bisher konzeptionell nicht aufgearbeitet habe. Weiterhin seien die Muster aus dem 19. Jahrhundert und den 1960er Jahren wirksam. Doch die Welt habe sich verändert. Es gebe keine andere Welt, als die der neuen Bedingungen. Ihr gelte Gottes Verheißung.
 
Darum machte Schramm zugleich Mut zu Erkundungsgängen. Dazu gehört laut Schramm:
- eine andere Art, die eigene Identität zu denken. Die eigentlichen Herausforderungen seien nicht die Gebäude, die Finanzen, die demographische Entwicklung oder wie wir unsere Veranstaltungen am Laufen halten, sondern ob „unser Handeln und unser Sein unserem Grund Jesus Christus und unserer Bestimmung, Zeichen des Reiches Gottes zu sein“ (Auftrag) entspreche wie auch gleichzeitig „unser Handeln und Sein der Welt, in der wir leben (Sozialraum, Milieus, Land, Staat etc…)“.

- andere Strukturen für Gemeinden und Pfarrdienst zu entdecken. Anstelle von Einzelgemeinden müsse man zu größeren Einheiten kommen, in denen zwischen ortsbezogenen und aufgabenbezogenen Diensten unterschieden werde.

- eine andere Art des Arbeitens zu entwickeln. Von der „Versäulung“ müsse man zur „Vernetzung“ kommen, indem man sich nach innen und außen mit denen zusammentue, die die gleichen Themen bearbeiten.

- eine andere Art des Handelns zu schaffen. Von kirchlichen „Angeboten“ müsse eine „Kirche mit den Menschen“ entstehen. Kirchengemeinden sollten nicht mehr fragen, welches Angebot sie machen müssten, damit die Menschen zu ihnen kommen und in besten Fall „mitmachen“, sondern „wie antworten wir auf unseren lokalen, regionalen, überregionalen Kontext? Was für eine Kirche wird hier gebraucht“. Das sei ein Perspektivenwechsel, in dem die Kirche sich nicht mehr von innen nach außen, sondern von außen nach innen denke und gestalte. „Nicht die – ‚unkirchlichen‘ – Menschen ‚draußen‘ sollen umkehren zur Kirche, sondern die Kirche kehrt um zu den Menschen unter und mit denen sie lebt.“

- und schließlich eine andere Art der Leitung zu denken: Wenn an den Auftrag der Kirche und an die Lebenswelt orientierte integrierte Konzepte entstehen sollen, müsse auch die Art der Leitung anders gedacht werden. Anstelle der Verwaltung müsse der Schritt zur Gestaltung geleistet werden. Das „Vor-Denken“ müsse zur zentralen Aufgabe kirchlicher Leitung werden: Wohin soll es gehen? Wo wollen „wir“ in drei, fünf, zehn Jahren sein, wie wollen wir sein und wer wollen wir sein?
 
„Wir sollten die Welt als Möglichkeitsräume zu sehen“, ermutigte Schramm die Synode. Auch „sollten wir keine Angst davor haben, dass neue Initiativen möglicherweise misslingen.“ Wichtig sei, „dass wir uns klar machen: Nicht die Kirche vergeht, sondern eine bestimmte Sozialform von Kirche, die sich im Kaiserreich und nach dem Zweiten Weltkrieg herausgebildet hat. Ausschlaggebend ist unsere Haltung: wenn wir jetzt Entscheidungen treffen müssen, worin liegt dann die Chance?“

 

Am Nachmittag wurden biblische Gemeindebilder in Kleingruppen betrachtet, um daraus Anregungen für oldenburgische Gemeinden zu finden.

 

Ein gemeinsames Tischabendmahl als „Gemeinde auf Zeit“ rundete am Abend den Thementag ab.